Wallishaussersche Buchhandlung
1856–1882
Eigentümer Josef Klemm

Klemms Werdegang bis zur Übernahme der Wallishausserschen Buchhandlung

Am 24. April 1821 wurde Josef Gustav Georg Klemm in Wiener Neustadt geboren. Sein Vater Lorenz Klem [sic] übte den Beruf eines Oberfouri[e]rs aus, seine Mutter hieß Anna, geb. Bergmann. Kurz nach seiner Geburt übersiedelte die Familie nach Wien. Über seine Schulzeit ist uns nichts bekannt, jedoch seine berufliche Laufbahn können wir an Hand des Merkantil-Aktes genau rekonstruieren (WStLA, Namensverzeichnis zu Band VIII-XIV des Merkantil Protokolls 1850–63; Klemm Josef Buchhändler Band 9 Fol. 212 Reg. Nr. 137). Sie beginnt mit der Lehrzeit in Klagenfurt bei Josef Sigmund, und endet bei Kaulfuhs Wwe.& Kugler in Klagenfurt 1840. Er lernte nicht nur den normalen Buchhandel, sondern auch die Arbeiten im Antiquariat. Anschließend blieb er als Gehilfe bei der Firma Kaulfuhs Wwe & Kugler und verließ im Jänner 1841 Klagenfurt, um nach Wien zu gehen. Von 11. Jänner 1841 bis 19. Dezember 1842 ist er Gehilfe der Firma C. F. Mörschner in Wien. Längere Zeit war er dann in der Buchhandlung Jasper, Hügel & Manz in Wien beschäftigt und zwar vom 1. Jänner 1843 bis 1. Mai 1848. Hier hatte er schon die Position eines ersten Gehilfen inne, es wird ihm auch ein wesentlich aussagekräftigeres Zeugnis ausgestellt. Diese Stelle bei der Firma Jasper hat die berufliche Entwicklung Josef Klemms sicher sehr gefördert. Die nächste Stufe in seiner Laufbahn führt uns zu der Buchhandlung Leopold Sommer, Buchdruckerei-Besitzer und Verlagsbuchhändler in Wien. Josef Klemm wurde die selbstständige Führung der Verlagsbuchhandlung übertragen, diese Tätigkeit führt er vom 1. Mai 1848 bis Ende Dezember 1850 aus. Er verlässt die Firma mit dem Vorsatz, sich selbstständig machen zu wollen und bekommt ein hervorragendes Zeugnis. Über das vereinbarte Honorar gibt es ein extra Schreiben. Wie aus der Honorarnote ersichtlich verfügte Klemm schon zu dieser Zeit über ein passables Einkommen.

Kurze Zeit nach dem Austritt aus der Firma Sommer vermählt er sich am 21. April 1851 in der Pfarre Alservorstadt mit der 23-jährigen Josepha Kummer. Er selbst ist 30 Jahre alt, jedoch im Trauschein wird sein Alter mit 28 Jahren angegeben.

 

Aufgeschlossenheit und Liberalismus sind zwei seiner hervorstechenden Charaktereigenschaften. So lässt sich auch der Anfang seiner politischen Tätigkeit im Revolutionsjahr 1848 nachvollziehen. Am 13.3.1848 gehörte er zu jenen 12 gewählten Deputierten, die sich unter Führung Dr. Adolf Fischhofs zu den Ständen begaben, um die proklamierten neuen Rechte durchzusetzen [Czeike, Felix: Historisches Lexikon. Wien: Kremayr & Scheriau, 1992–1997. Band III, S. 531.]
Zu einem späteren Zeitpunkt wird auf seine jahrzehntelange politische Tätigkeit näher eingegangen.

Hauskauf

Seine finanzielle Lage und Kredite ermöglichten ihm und seiner Frau Josefa am 7. Februar 1851, das Haus samt Garten und dem in Folge höchster Hofentschließung vom 9. Februar 1802 darauf radizierten Kaffeesieder-Gewerbe zu Gumpendorf, an der Hauptstrasse Nr. 52, zu erwerben. Er selbst verfügt über 1/3 und seine Gattin über 2/3 des Besitzes [WStLA, Namensverzeichnis zu Band VIII–XIV des Merkantil Protokolls 1850–63, Bd. 9, Fol. 212, Reg. Nr.137.]

In der Zeit vom Austritt aus der Buchhandlung Sommer und dem Eintritt in die Wallishaussersche Buchhandlung scheint Klemm sich mit dem Aufbau eines eigenen Verlages beschäftigt zu haben. Nun ergibt sich überraschend eine Möglichkeit. Im Jahre 1852 stirbt der langjährige Geschäftsführer der Wallishausserschen Buchhandlung, Friedrich Scheurer. Josefine Wallishausser braucht einen tüchtigen Nachfolger, um die Buchhandlung weiterführen zu können, und schon im Februar 1852 tritt Josef Klemm als Geschäftsführer ohne Prokura in die Wallishaussersche Buchhandlung ein. Er hat Josefine sicher durch sein bestimmtes, fachlich kompetentes und selbstsicheres Auftreten und durch seine volltönende Stimme beeindruckt und dabei sein Ziel, eine eigene Buchhandlung und einen Verlag zu besitzen nie aus dem Auge verloren. Bereits als Geschäftsführer der Wallishausserschen Buchhandlung bekam er am 14. Dezember 1954 von der Polizei-Direktion die Bewilligung, als Herausgeber des Journals „Der Salon“ tätig zu sein. Dieses Schreiben ging auch an Johann Nordmann, Redakteur und bisheriger Herausgeber des Salons.
Es dauert nicht lange und Josef Klemm erhält v
om Magistrat der Stadt Wien am 17. April 1856 die Abschrift einer Note an das k.k. Handelsgericht, in dem festgehalten wird, dass Josef Klemm eine Buchhandlungsgerechtigkeit für Wien verliehen wurde [WStLA, Namensverzeichnis zu Bd. VIII–XIV des Merkantil Protokolls 1850–63, Band 9, Fol. 212, Reg. Nr. 137.]
Er ist nun auf dem besten Weg, Inhaber einer eigenen Buchhandlung zu werden. Der Merkantilakt gibt uns Aufschluss über die Zeit bis zur Bewilligung des Handelsgerichts zur Übernahme der Wallishausserschen Buchhandlung. Um Genehmigung des Fonds-Ausweises sucht Klemm am 13. August 1856 beim k.k. Handelsgericht an. Er hat seine Bonität nachzuweisen, dazu gehören auch seine vorangegangenen beruflichen Einnahmen. Der Kaufvertrag mit Josefine Wallishausser vom 30. Mai 1856 ist vorzulegen und eine Bilanz ihres Betriebes. Es ist auch nachzulesen, welche Waren und Gegenstände Klemm Josefine Wallishausser schon vor der Unterzeichnung des Kaufvertrages abgekauft hat, so z. B. am 27. April 1855 die am Bauernmarkt in einem Zimmer bei Herrn Kugler befindlichen alten Bücher.

Die Graphik der Anzeigen von Josefine Wallishausser in der Wiener Zeitung zeigt, wie Klemm in seiner Tätigkeit als Geschäftsführer das Anzeigenwesen und die Reklame total vernachlässigt hat. Auf jeden Fall wurde durch die systematischen Aktionen von J. Klemm der Kaufwert der Buchhandlung sehr dezimiert und bewusst auf eine Übernahme hingearbeitet. Vielleicht war Josefine Wallishausser dieser ganzen Belastungen mit dem Geschäft schon müde und froh, einen tüchtigen Nachfolger gefunden zu haben.

 

 Josef Klemm übernimmt die Wallishaussersche Buchhandlung

Die Übernahme der Buchhandlung gestaltete sich nicht so einfach. Aus dem Merkantil-Akt ist ersichtlich, wie genau und penibel die Behörden den Nachweis seiner Liquidität prüften. Josef Klemm musste über jeden Gulden seines Vermögens Rechenschaft ablegen. Es lässt den Schluss zu, dass die Behörden sich nicht vorstellen konnten, dass Josef Klemm sich so schnell ein Vermögen schaffen konnte, um eine Buchhandlung zu kaufen und den Fondsausweis von Fl. 10.000 zu erbringen. Endlich im Oktober 1856 bekommt Klemm den Bescheid und somit die Genehmigung für seine eigene Buchhandlung und die Fondsausweisung. Nun ist er Eigentümer der Wallishausserschen Buchhandlung.

Ein paar Tage später, am 31. Oktober 1856, geht ein Rundschreiben an alle Kollegen und Kunden [Bibliothek des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler Leipzig].

 

 

Der Standort der Buchhandlung blieb auch zu Klemms Zeiten dieselbe Adresse – Hoher Markt 541 [heute 1].

 

Die Wallishausser’sche Firma betreffend!
Die durch die Zeitungen erfolgte Kundmachung der in dem k. k. Merkantil=Protokolle geschehene Firma-Löschung von „J. B. Wallishausser’s sel. Witwe” hat das Gerücht erzeugt: „Es sei die Wallishausser’sche Buchhandlung aufgelöst worden.”
Ich beehre mich, berichtigend und ergänzend anzuzeigen, daß dieses seit 64 Jahren mit dem besten Rufe bestehende Geschäft
nicht aufgehört habe!
sondern unter meiner nun handelsgerichtlich protokollirten Firma:
Wallishausser’sche Buchhandlung
Josef Klemm

mit regem Eifer fortbetrieben wird:
Dieses Geschäft, welches in den letzten fünf Jahren meiner alleinigen Leitung anvertraut war, erleidet sonach nicht die geringste Veränderung, und ich werde wie bisher, so auch künftig es stets als meine vorzüglichste Aufgabe betrachten, dem P.T. Bücher kaufenden Publikum die Benützung derselben durch reele und prompte Bedienung so angenehm als möglich zu machen, um den ausgezeichneten guten Ruf meiner Firma aufrecht zu erhalten.
Die früher mit der Buchhandlung vereinigt gewesene Buchdruckerei (auch Hoftheater=Druckerei) besteht jetzt in vergrößerter Ausdehnung getrennt von der Buchhandlung, unter der Firma ihres Besitzers, des Herrn J.B. Wallishausser.
Wien am 12. November 1856.
Josef Klemm, Firma: Wallishausser’sche Buchhandlung

[Wiener Zeitung v. 15.11.1856, S. 3400.]

Das Antiquariat

Das Antiquariat muss sehr umfangreich gewesen sein und befand sich im 1. Stock, Hoher Markt 1. Es wurde durch den Ankauf aus Verlassenschaften, Verkäufe etc. unentwegt vergrößert und bestand aus einem weitgespannten Sortiment, vom 16. bis zum 19. Jahrhundert reichend.
Ein Beispiel einer Anzeige:

„Wir kaufen gute Antiquaria in größeren Partien zu angemessenen Preisen. Diejenigen Herren Collegen, welche antiquarische Lager besitzen, ersuchen wir um gefällige Mittheilungen von Catalogen und Preisangabe. Zugleich empfehlen wir uns zu: Uebernahme von Commissionen unter den auf hiesigem Platze üblichen Bedingungen. Wien, März 1860. Wallishausser’sche Buchhandlung. (Josef Klemm)“ [ÖBK 1860, Nr. 8, 10. März, S. 39 et passim]

Dazu wäre noch zu sagen, das Josef Klemm ein großes Glück mit seinen Mitarbeitern im Antiquariat hatte.
Etwa seit Mitte der 50er Jahre war der wohl versierteste und mit universalem Wissen ausgestattete Bibliograph August Willforth (geb. 1816 in Wien und gestorben am 8. Februar 1879 in Wien) in dem Antiquariat tätig. Vor seinem Sesshaftwerden in Wien reiste er durch Spanien, Südfrankreich und Italien, wo er in aufgelassenen Bibliotheken und sonstigen Fundorten seltene Bücher und wertvolle Handschriften sammelte. Der Kulturhistoriker Friedrich Schlögel schreibt: „ein Vierteljahrhundert lang, in den letzten Jahren mit halbblinden Augen zwischen Incunabeln, kaum entzifferbaren Manuskripten, Holz- und Schweinslederbänden, Teig= und Zeugdrucken u.s.w. kauerte [er ...].“[Wurzbach, Constantin von: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Österreich. Bd. 56. S 187.]
„Unter Bücherkennern galt Willforth als Autorität, und seine Stärke waren Austriaca und darunter vornehmlich Viennensia; Bohemica und Hungarica: Als Mensch war er eine treue Seele, voll aufopfernder Liebenswürdigkeit ... “ [Tagblatt (Wiener Localblatt) 1879, 10. Juni 1979, im Feuilleton: “Von alten Schmökern“] Bereits am 23.12.1858 wurde eine ganzseitige Anzeige über 129 antiquarische Bücher in die Wiener Zeitung gestellt. An Hand der Graphik der Wiener Zeitung können wir die Tätigkeit Willforths verfolgen. Ab 1859 gab es ein stetes Ansteigen der inserierten antiquarischen Bücher bis zum Jahre 1878. Der erste große Antiquariatskatalog wurde von August Willforth 1864 zusammengestellt und als vorbildlich empfunden.

Erste Seite des Kataloges:

Ab 1878 wurden nur mehr einzelne Anzeigen gesetzt mit dem Vermerk, die neueste Liste antiquarischer Bücher ist kostenlos in der Buchhandlung am Hohen Markt 1 abzuholen.
Hier eine Anzeige aus der Österreichischen Buchhändler-Korrespondenz aus dem Jahre 1860 [ÖBK 1860, No 1 & 2, 1. Februar, S. 8]:

Die Wallishausser’sche Buchhandlung
(Josef Klemm) in Wien kauft gute
Antiquaria
in größeren Partien zu angemessenen Preisen. Die=
jenigen Herren Collegen, welche antiquarische La=
ger besitzen, werden um gefällige Mittheilungen von
Catalogen mit Preisangabe ersucht.

Das Antiquariat war mit Sicherheit eine gute Einnahmequelle und durch die exzellente fachliche Beratung Willforths ein Anziehungspunkt für die interessierten Kunden.

 

Einige Angestellte der Buchhandlung

Wie in seinem Antiquariat hatte Josef Klemm auch gute Mitarbeiter in seiner Buchhandlung. Emil Mänhardt war schon unter Josefine Wallishausser in der Buchhandlung als Lehrling beschäftigt gewesen. Josef Klemm hat ihn übernommen und als erster Gehilfe war er bis September 1864 tätig. Ab 1. Oktober 1864 war er Inhaber der eigenen Buchhandlungen in Ischl und Gmunden.
Auch Bruno Zappert fing als Lehrling am 1. August 1861 in der Buchhandlung bei Klemm an und blieb bis zum 29. April 1869. Ab dem 1. Juni 1869 war Zappert Teilhaber der Hügelschen Buchhandlung in der Herrengasse in Wien. Zappert kaufte gemeinsam mit seinem Schwager Georg Weinberger das Sortimentsgeschäft der Hügelschen Buchhandlung. Er war später auch als dramatischer Dichter des Carl-Theaters tätig. [Constantin: Biographisches Lexicon. Wien: Hof- u. Staatsdruckerei, 1855–1891, Band 59, S. 182.]
Alfred Lahme war in der Zeit vom 1. August 1866 bis 31. Mai 1870 in der Buchhandlung zuerst als Lehrling, später als Buchhandlungsgehilfe tätig. Ab 15.9.1877 war Lahme Teilhaber der Sortimentsbuchhandlung Johann Huber & Lahme. [Die Deutsche Bibliothek, Datenbank HANS, Leipzig]
Noch ein Angestellter ist bekannt: Gustav Emeran Neugebauer wurde 1866 freigesprochen, setzte seine Ausbildung in Deutschland fort und kam dann nach Wien, wo er bei Wallishausser und bei Gerold arbeitete. Er freundete sich mit seinem Kollegen Emil Kosmack an, und beide beschlossen, 1873 die Buchhandlung C.H. Hunger am Altstädter Ring in Prag zu kaufen und führten sie unter ihren Namen fort. Kosmack schied aus der Firma aus und Neugebauer führte allein die 1881 ernannte k.k. Hofbuchhandlung weiter. Sie wurde eine der führenden Buchhandlungen Böhmens. Die Buchhandlung Neugebauer besteht noch heute in Linz. [Henke, Rudolf M. und Gerhard Winkler: Geschichte des Buchhandels in Linz. Historisches Jahrbuch der Stadt Linz. Linz 2002. S.127.]

Einer der interessantesten Mitarbeiter Klemms in der Verlagsbuchhandlung war sicher Leopold Rosner, der von 1861 bis 1871 dort tätig war. Rosner war 1939 in Budapest geboren und ist praktisch in der Buchhandlung der Mutter aufgewachsen. Er kam schon früh in Verbindung mit dem Theater und Bäuerles „Theaterzeitung“ und war eine zeitlang neben seinen literarischen Arbeiten als Schauspieler tätig. Dann kehrte er, dem Wunsch seiner Mutter entsprechend, zum Buchhandel zurück. 1861 trat er als Gehilfe in die Wallishaussersche Buchhandlung ein. Kurze Zeit später wurde er Geschäftsführer und stellte die Sammlung „Wiener Couplets" für Klemm zusammen. Josef Klemm übertrug ihm die Redaktion des „Wiener Theater-Repertoirs“, die er bis zu seinem Abgang inne hatte. [Rosner, Leopold: Schatten aus dem alten Wien. Herausgegeben von Karl Rosner. Berlin: Mayer & Jessen, 1910. S. 164f.] Er muss ein gewinnendes Wesen gehabt haben, da er sich unter den Autoren sehr viele Freunde erwarb. Nach 10 Jahren bekam die Zusammenarbeit mit Josef Klemm Risse. Eigentlich ging es nur um eine Gehaltserhöhung, die für die Leistungen Rosners sicher tragbar gewesen wäre. Diese Auseinandersetzung findet sich im Schriftverkehr der beiden Herren in der Handschriftensammlung der Wienbibliothek. Kurz nach Abgang Leopold Rosners aus der Buchhandlung eröffnete er eine eigene Verlags- und Sortimentsbuchhandlung an der Adresse Tuchlauben 22, das Eckgeschäft zum Hohen Markt, nur ein paar Häuser von der Wallishausserschen Buchhandlung entfernt. Auf jeden Fall wäre die Situation Klemms mit einer Gehaltserhöhung für Leopold Rosner besser gelöst gewesen, als sich auf diese Art einen versierten Konkurrenten zu schaffen. Wann Adolf Künast in die Firma eingetreten ist, ist uns unbekannt. Am 6. September 1881 ernennt Joseph Klemm Adolf Künast zum Prokuristen [WStLB, A, Reg. f. Einzelfirmen Bd. IV, Pag. 13, Sign. E4] und 1882 wird Künast Nachfolger und Eigentümer der Wallishausser´schen Buchhandlung.

 

Zeitschriften

Josef Klemm war umtriebig, jedoch das Zeitungswesen scheint ihm besonders am Herzen gelegen zu haben. Wie schon erwähnt, war Klemm während seiner Zeit als Angestellter der Wallishausserschen Buchhandlung als Herausgeber des „Salon“ (1854) tätig. Er war auch Verleger und Herausgeber der „Monatsschrift für Theater und Musik“ 1855–65, von „Der Wanderer (1862) sowie von „A. Hugos Jagdzeitung“ 1858–1882.

Anzeige aus Hugos Jagdzeitung

 

Sein Interesse an Zeitschriften war nicht nur auf Literatur und Musik beschränkt. Liberal und fortschrittlich wie Klemm war, ist die Zeitschrift „ Die neusten Erfindungen“, redigiert und herausgegeben von Dr. A. Stamm im Verlag der Wallishausserschen Buchhandlung (Josef Klemm), gedruckt in der J. B. Wallishausserschen k.k. Hofbuchdruckerei, erschienen ab 1857. Schon zwei Monate nach Erscheinen gibt es ein einseitiges Angebot für ein neues Abonnement. In dieser Zeitschrift brachte Klemm sämtliche Neuerscheinungen an Büchern für Handel und Gewerbe, Gartenbau, Landwirtschaft und Forstwirtschaft, für Technik und auch für Buchhaltung dem interessierten Publikum näher. Hier spürt man die Begeisterung Klemms für dieses Projekt. Einen Überblick gibt zum Beispiel eine seitenlange Einschaltung über Zeitschriften-Pränumerationen in seiner Buchhandlung. In Bäuerles „Wiener Theaterzeitung“ gab es auch einige Anzeigen. Einen literarischen Beitrag greifen wir heraus:

„Die Wiener Gesellschaft“ Unter diesem Titel ist in der Wallishausserschen Buchhandlung (Josef Klemm) eine kaum zwei Druckbogen umfassende Broschüre erschienen, welche zur Aufgabe hat, die moderne Wiener Gesellschaft zu charakterisieren“ [Jg. 54, Nr.120, v. 24.8.1860, S. 477/78].
Unter „Correspondenz=Nachrichten“ findet sich eine Absatz der erwähnenswert ist: „In Oesterreich sind derzeit 162 Buchhandlungen; es kommen circa 240.000 Einwohner auf jede Buchhandlung. Preußen zählt 480 Buchhandlungen, so dass circa 34.700 Einwohner auf eine Buchhandlung kommt.“ [hier ist natürlich die unterschiedliche Bevölkerungsstruktur nicht berücksichtigt] [Wiener Theaterzeitung, Jg. 52., Nr. 147,1.7.1858, S. 586]

Ein früher Beleg für Klemms Wirken

„Klemm, Josef. Buchhändler, geboren in Wiener Neustadt am 24. April 1821, übersiedelte 1833 mit seinen Eltern nach Wien, und widmete sich dem Buchhandel von 1835–39. Mit großer Geschäftskenntniß ausgerüstet, übernahm er im Jahre 1856 die Wallishausser’sche Buchhandlung, die er durch seine angestrengte Thätigkeit besonders zu heben wußte. Als Verlagsbuchhandlung der neuesten und interessantesten Werke jeglichen Inhaltes genießt das Geschäft unter diesem Chef einen besonderen Ruf, sowohl hier als im Auslande.[Dem hochlöblichen Gemeinderathe von Wien Hochachtungsvoll der Verfasser Moriz Bermann und Franz Evenbach. Wien 1861, S. 45.]

Die Wallishaussersche Buchhandlung (Josef Klemm) im Spiegel der ÖBK

In der Österreichischen Buchhändler-Korrespondenz finden sich neben den Anlündigungen von Neuerscheinungen auch Anzeigen, die sich mit dem Geschäftsablauf beschäftigen.

Unter anderem finden wir folgendes Stellenangebot:

1122 3/1
Eine vacante Stelle
in meinem Sortimentsgeschäfte ist zu besetzen.
Ich wünsche für dieselbe einen vertrauens=
werthen Mann zu gewinnen, welcher nicht erst seine
„weitere Ausbildung“ bei mir suchen, sondern
gegen entsprechende Bezahlung redlich und
verständnißvoll arbeiten kann und will.
Derselbe soll die Absicht haben, mein Haus
nicht als Durchhaus zu benützen und sein Ziel
soll nicht das „lustige Wien“, sondern eine ehr=
bare, dauerhafte verbesserungsfähige Anstellung sein.
Ich verlange Wahrheitsliebe, rücksichtslose
Offenheit gegen mich, und feine Manier im Ver=
kehre mit den Kunden. Mein Mitarbeiter soll fähig
sein, seinen Gedanken richtigen Ausdruck zu geben,
und seine Handschrift soll man flüchtigerweise lesen
können.
Bewerbungen beliebe man direct an mich
zu richten. Vermittlungen verbitte ich mir.
Wien, 28. August 1871.
Josef Klemm,
Firma Wallishausser’ sche Buchhdlg.

[ÖBK 1871, Nr 25. 1. September, S. 213]

So konnten mögliche Bewerber direkt angesprochen werden, da die Österreichische Buchhändler-Korrespondenz von den meisten Buchhandlungen bezogen wurde und somit auch den Angestellten zur Verfügung stand.

Kommissions-Buchhandel

Der Prager Buch-, Kunst- und Musikalienhändler Hugo Silber, der am 1. Juni 1861 das Geschäft von Ignaz Adolf Schaiba übernommen hatte, arbeitete in Leipzig mit Franz Wagner und in Wien mit der „löblichen Wallishausserschen Buchhandlung (Josef Klemm)“ als Kommissionär zusammen. [Anzeige von Hugo Silber in der ÖBK 1861, Nr. 18, 20. Juni 1861]

Zu „Commissions-Besorgungen auf hiesigem Platze“ empfahl sich die Wallishausser’sche Buchhandlung (Josef Klemm) in den 1860er Jahren [ÖBK 1861, Nr. 1, 1. Januar, S. 8].
Später kam es zu einem Commissions=Wechsel zu Herrn Aug. Prandel’s Buchhandlung.
Auch Differenzen mit Commissionspartnern werden über die ÖBK ausgetragen.

1870 scheint Klemm den Commissionshandel aufzugeben:
„Commissions=Wechsel. Da die löbl. Wallishausser’sche Buchhandlung in Wien ihre bisherigen Commissionen aufgegeben hat, so wird Herr Carl Gerold’ s Sohn von nun an unsere Commissionen zu führen die Güte haben. Prag, den 25. April 1870. Gottlieb Haase Söhne (Verlags= Expedition).“ [ÖBK 1870, Nr. 13, 1. Mai, S. 97]

Immer wieder spielte die Politik bei Josef Klemm eine Rolle.
In untenstehendem Artikel geht es um die Journalistik und die Pressefreiheit [ÖBK 1862, Nr.12, 20. April , S 102].

458
In unserem Verlage ist erschienen:
Die Presse in Oesterreich.
Freie Gedanken in halbfreier Zeit.
gr. 8. Preis 20 kr.
Diejenigen Handlungen, welche sich Absatz
versprechen, bitten wir zu verlangen.
Wien
Wallishausser’sche Buchhandlung
(Josef Klemm)

Interessant ist auch der Beitrag über die Entscheidung des k. k. Landesgerichtes zur Beschlagnahme verbotener Bücher am Zollamt. Das Thema wurde über die Österreichische Buchhändler-Korrespondenz ausgetragen, um es der Öffentlichkeit, besonders dem Buchhandel, bekannt zu machen.
Aber auch politische Aufrufe werden gebracht, hier handelt es sich um den Schleswig-Holsteinschen Krieg, Josef Klemm war für die Spenden aus Wien zuständig.
Die soziale Verantwortung wird in dem Beitrag über eine Sammlung für die Gefängnis-Bibliothek, veranstaltet vom Gremium der Buch- und Kunsthändler, geweckt.

Betrachtet man nachfolgende Liste der österreichischen Journale, so ist die Steuerbelastung äußerst gering [ÖBK 1867, Nr. 3 20. Januar, S. 19].

„Verzeichniß der in Preußen steuerpflichtigen (außerhalb Preußen erscheinenden) gangbarsten deutschen Zeitschriften für 1867, sowie solche dem Buchhandel angehören.
Wir entnehmen dieser ( in Nr. 8 des Börsenblattes) enthaltenden Liste folgende österreichische Journale:

Buchh. Corresp., österr., Wien; jährl. Steuerbetrag 15 Sgr.
Figaro, 15 „
Jagdzeitung 15 „
Waldheim’s illustr. Blätter (erscheinen nicht mehr) 15 „
Wochenschrift, Prager med., Prag; 15 „
Wiener med., ........Wien 15 „
Zeitschrift, österr., für Berg- und Hüttenwesen 8 „
allg. Wiener med 8 „

Sind die anderen österr. Fach=Journale nicht steuerpflichtig oder werden in Preußen gar keine bezogen?

Zusätzlich zu den Anzeigen einer normalen Buchhandlung werden auch folgende Artikel angeboten [ÖBK 1867, Nr 36. 20. Dezember, S. 331]:

Wir debittiren:
Der amerikanische
Bilder-Drehapparat.
(Thaumatrop)
Sammt zwölf komischen Bilderscenen (in raschen
possirlichen Bewegungen.)
Patentirte Erfindung.
Preis 5 fl. in Kiste verpackt 6 fl.
Netto ohne Verpackung 3 fl. 75 kr. baar; mit
Verpackung 4 fl. 25 kr. baar.
Der Apparat ist aus Metall. lakirt, 12 Zoll
hoch und breit. Die Bilder werden fortgesetzt
Nr. 13–18 sind eingetroffen und kosten 1 fl. mit
40% gegen baar, also netto 60 kr.
Dieses sinnreiche Belustigungsmittel für Jung
und Alt braucht nur vorgezeigt zu werden um
raschen Absatz zu finden, und da die Bilder in
Fortsetzungen erscheinen werden, so kann der Sor=
timenter bei nur einiger Verwendung eine gewinn=
verheißende Continuationsliste sich schaffen.
Wien, 18. Dezember 1867.
Wallishausser’sche Buchhandlung.
Jos. Klemm).
Hierzu Verlangzettel Nr. 11

Auch ewrden u.a. anderem ein Lunarium und Umrechnungsmaschinen angeboten.

Auch in anderen Zeitungen inseriert Klemm häufiger:


Wiener Communalkalender 1868

Politik

Wie vorher erwähnt, war Joseph Klemm schon 1848 mit der Politik verbunden. In den Jahren 1861–1874 gehörte Josef Klemm als Liberaler dem Gemeinderat an, 1864 der Wasserversorgungs- und Überschwemmungskommission, sowie 1865 der Stadterweiterungskommission. Auch war er maßgeblich an der Beschlussfassung zum Bau der 1. Hochquellenwasserleitung beteiligt. Zuerst war er Liberaler, dann wechselte er zur konservativen sogenannten „Mittleren“ Partei, die ihn zu ihrem Obmann wählte.
Cajetan Felder schreibt: „Der Buchhändler Josef Klemm, „Jupiter tonans“ des Gemeinderates, machte sich bereits in den Märztagen 1848 in der Alservorstadt, wo er damals wohnte, als lauter Liberaler sehr bemerkbar und gehörte zu meinen ersten Wählern. Im Jahre 1856 übernahm er die Buchhandlung J. B. Wallishauser [sic] am Hohen Markt; im Gemeinderat zählte er zu den tonangebenden Persönlichkeiten des linken Flügels. Sein dichtes, aufstehendes Kopfhaar, sein struppiger Vollbart, sein volles gerötetes Gesicht mit etwas Kupferanflug, seine Stentorstimme und seine wuchtigen Gestikulationen gaben ihm wirklich den Anschein, als ob er über Donner und Blitz verfügen könne. Es war jedoch nicht immer so bös gemeint. Anfänglich einer der eifrigsten Verfechter eines „bürgerlichen“ Bürgermeister, kam er infolge der Erfahrungen, die er beim Fiasko des Herrn Leopold Mayer gemacht, von seinem Gedanken ab, trat aus der Linken aus und zur Mittelpartei über, in der er eines der tätigsten Mitglieder wurde. Klemm war Vater einer zahlreichen Familie, Hausherr in Gumpendorf, leider aber auch ein täglicher, vielmehr nächtlicher Gast der „Schnecke“ Am Peter, woselbst er die Rolle Jupiters im Gemeindesaale in die gefährlichere des Bacchus zu verwandeln bestrebt war. Als er 1874 aus dem Gemeinderate trat, war sein Geschäft bereits vernachlässigt und seine körperliche Kraft gebrochen. Er starb 1882 tiefverschuldet und das Geschäft ging käuflich an den Schwiegersohn eines anderen Gemeinderats Josef Klemm über, der mit ihm in keiner verwandtschaftlichen Beziehung stand.“ [Felder, Cajetan: Erinnerungen eines Wiener Bürgermeister. Wien: Forum Verlag, 1964. S. 154.] Oder auf Seite 199: „Buchhändler Klemm hatte zu den vielen Opfern gehört, die durch ihre öffentlichen Tätigkeit ihrem Berufe entzogen und ruiniert wurden.“

Zur Eröffnung der ersten Wiener Hochquell-Wasserleitung wurden von Seiten des k.k. Hofes einige der maßgeblich beteiligten Personen mit dem Franz-Josef-Orden ausgezeichnet, dem Rang entsprechend in den verschiedenen Klassen. Die ersten Zeilen des Dokument lauten:
„Zur feierlichen Eröffnung des in der Geschichte der Stadt Wien Epoche machenden Werkes der Hochquell-Wasserleitung, welches an Großartigkeit der Anlage von keinem ähnlichen Werke der Neuzeit übertroffen, durch seinen segenbringenden Einfluß auf die Verbesserung der sanitären Verhältnisse der Stadt Wien, deren Aufschwung mächtig zu fördern geeignet seyn wird, erscheint ein passender Anlaß die um dieses großartige Werk hervorragend verdienten Männer für Ah. Auszeichnung in Vorschlag zu bringen; [...] Der Bürgermeister Dr. Cajetan Felder bekam den Orden der eisernen Krone II. Klasse [...] Die Ag. Verleihung des Ritterkreuzes des Franz Josef Orden an die Gemeinderäthe Josef Klemm und Wenzl [sic] Sedlitzky, welche sich als Mitglieder der Wasserversorgungs-Commission durch ihre Fachkenntnisse und ihren Eifer besonders hervorgethan haben.[HHStA, Cab. K., Karton 19/ K.Z. 1873/Akt 3936]

Zu der Zeit befand sich das Rathaus noch in der Wipplingerstraße 385 (heute Nr. 8), nur einige Gehminuten von Klemms Buchhandlung am Hohen Markt entfernt. Um einen Einblick in seine kommunalen Tätigkeiten im Gemeinderat zu geben, sind seine Wortmeldungen, sei es bei Debatten oder als Anträge, über einige Jahre als Link angeführt.
Aus diesen Anträgen ist ersichtlich, dass Klemm sich mit allen anfallenden Problemen der Stadt befasste. Es geht z.B. um die Problematik des Mülls oder um Kinderspielplätze, alles bekannte Themen. Auch unterstützte er J. B. Wallishausser bei der Bewilligung für die Ankündigungssäulen. Ein großes Anliegen war für Klemm die Förderung des Turnwesens, mit Blick auf Turnvater Jahn. Klemm war in Wien der Hauptförderer dieser neuen und wichtigen Sparte des Gemeinwesens.

Er belieferte außerdem die Gemeinde mit Fachliteratur, wie aus einer Rechnung für das statistische Büro über 61 fl.15 kr. vom 23.2.1877 ersichtlich ist. [WStLB Sign. A2 180/1877 GRZ 848]
Im April 1856 fasste der Gemeinderat der Stadt Wien den Beschluss zur Wiedererrichtung der Wiener Stadt- und Landesbibliothek. Damit wurde zwar die Sammeltätigkeit aufgenommen, aber der Posten eines Archivars und Chronisten wurde erst 1863 eingerichtet. Mit einem Sonderkredit von eintausend Gulden wurden größere Ankäufe getätigt, darunter auch einer der Wallishausserschen Buchhandlung.
Die angekauften Bücher konnten nur ausgeliehen werden, einen Lesesaal gab es damals noch nicht, benützungsberechtigt waren nur Gemeinderatsmitglieder und Mitglieder der Bezirksausschüsse.

Schon zur damaligen Zeit waren die Medien nicht zu unterschätzen. Denken wir an den Wienerwald und seinen Retter Josef Schöffel, der einen Pressefeldzug gegen die Ausholzung des Wienerwaldes einleitete. Schöffel brachte in Zusammenarbeit mit seinem Freund Josef Klemm am 20.4.1870 den Antrag gegen den Verkauf weiter Teile des Wienerwaldes ein.

In der Korporation der Wiener Buch-, Kunst- und Musikalienhändler war Josef Klemm von 1866–1874 als Vorstand tätig, 1870–1878 als nö. Landtagsabgeordneter, Mitbegründer der Schriftstellervereinigung „Concordia“ und Mitglied verschiedener Wohltätigkeitsvereine.

 

Klemm als Gründungsmitglied des Vereines öst. Buchhändler

Da der Börsenverein in Leipzig nach Meinung vieler österreichischer Sortimenter (wie weiter unten in vollem Wortlaut zitiert) „excentrisch für den österreichischen Buchhändler“ war, suchten sie eine Standesvertretung, die ihr „Hauptinteresse im Innern, in Österreich selbst“ zu verfolgen hatte. Gründungsmitglied dieses „Vereins österreichischer Buchhändler“ war Josef Klemm. Er setzte sich zunächst für die Mitgliedschaft von Buchhändlern ein, die Konkursbetriebe übernahmen, denen der Zutritt sonst grundsätzlich verwehrt gewesen wäre. In der „Österreichischen Buchhändler-Korrespondenz“ (ÖBK), Nr. 3/4 vom 10. Februar 1860, findet sich dazu auf S. 11f. der ein Bericht über die zweite General-Versammlung der österreichischen Buchhändler in Wien.

 

Korrespondenz

Durch die Handschriftensammlung der Wien-Bibliothek ist es möglich, einen Querschnitt der Korrespondenz Josef Klemms zu erhalten. Wie auf jedem Gebiet war er auch hier sehr bestimmend, wie wir schon bei der Korrespondenz mit Rosner gesehen haben. Vom 29. Juli 1858 haben wir ein Antwortschreiben von Klemm an die Fa. Keck & Co, es handelt sich um das Werk von Prof. Winternitz über Buchhaltung. Dieses Werk ist im Verlag der Wallishausserschen Buchhandlung 1859 erschienen, gedruckt wurde es bei der Fa. Keck & Comp [genauere Beschreibung im Werksverzeichnis].
Weiters finden wir ein Schreiben vom 1.12.1858 an die Redaktion der Wiener Zeitung im Auftrage von Herrn Nordmann.
Es gibt einen Brief an einen Mitarbeiter für die „Recensionen“, Herrn Moritz Hartmann in Genf, dieser schreibt Klemm wegen eines verspäteten Honorars.
Am 3.10.1868 schreibt Klemm an Constantin von Wurzbach, es handelt sich um das Manuskript des Mozart-Buches, genau werden Honorar und die Bedingungen für das Erscheinen das Buches festgehalten. Es handelt sich um 2000 Exemplare, das Buch erscheint 1869, der Druck wird von J.B. Wallishausser durchgeführt [Genaues wieder im Werkverzeichnis].
Eduard v. Bauernfeld gab das Manuskript „Im Alter“ Klemm zur Ansicht. Klemm möchte das Stück gerne in sein Theater-Repertoir aufnehmen.
Ein uns heute noch bekannter Name, Marie von Ebner-Eschenbach, scheint auf und zwar geht es um „Das Veilchen“. Es wurde 1873 verlegt [siehe Werksverzeichnis]. Wie uns ein Schreiben vom 13. Juli 1877 zeigt, war auch der damalige Direktor der Josefstadt, Eduard Dorn, mit der Wallishausserschen Buchhandlung in Verbindung. Hier geht es um die Abrechnung der Honorare des Dichters.
An Hand der Unterlagen kann nachvollzogen werden, auf welche Art Josef Klemm den Verkauf der noch vorhandenen Grillparzerschen Werken und der Verlagsrechte vorbereitet hatte und mit welchen Buchhandlungen wegen des Verkaufes er in Kontakt stand. Die Unterlagen fangen mit 10.12.1870 an.

 

Grillparzer

An Hand der Unterlagen kann nachvollzogen werden, auf welche Art Josef Klemm den Verkauf der noch vorhandenen Grillparzerschen Werke und der Verlagsrechte vorbereitet hatte. Durch Grillparzers Ablehnung seines Vorschlages zum 80. Geburtstag muss Josef Klemm sehr verletzt gewesen sein. Ab diesem Zeitpunkt beschäftigt er sich mit den Honoraren Grillparzers und stellte verschiedene Aufstellungen zusammen [Wien Bibliothek-Handschriftensammlung, I. Nr. 30914]. So z.B. die Berechnungen für die 4-bändige Gesamtausgabe der Dramen Grillparzers, die er in einer Anzeige in der „Monatsschrift für Theater und Musik“ inserierte.

Die Einschaltung zum Tode Franz Grillparzers in der Österr. Buchhändler Korrespondenz 1872, Nr 4. vom 27. Januar, S. 32 u. 33 lautet:

+ Grillparzer.
Am 21. d. starb in Wien Franz Grillparzer, sechs Tage nach seinem 81. Geburtstage.
An den Ovationen für den verstorbenen größten deutschen Dichter der Gegenwart betheiligten sich auch die Corporation der Wiener Buch=und Kunsthändler. Am 24. d. begab sich eine Deputation des Ausschusses, bestehend aus dem Herren A. Araria, K. Czermak, R. Lechner und A. Sallmaier, in das Sterbehaus und legte auf dem Sarge des gefeierten Todten einen prachtvollen Blumenkranz nieder, auf dessen breiten weißen Atlasschleifen in Golddruck die Worte standen:
„Dem großen Dichter die Corporation der Wiener Buch=und Kunsthändler.“
Am Nachmittage hatten sich zahlreiche Mitglieder der Corporation bei Herrn Artaria versammelt und begaben sich von da in corpore in die Augustiner=Kirche, wo sie dem Leichenbegängnisse beiwohnten.
Die Erbin von Grillparzer literarischem Nachlasse, zugleich seine Universalerbin ist Fräulein Katharina Fröhlich, seine langjährige treue Freundin. Bekanntlich besaß der Dichter einige fertige Stücke, deren Aufführung er – eingedenkt der Unberechenbarkeit des Erfolges beim Publicum – erst nach seinem Tode gestatten wollte. Nun sollen H. Laube und J. Weilen zur Verfügung über diesen Nachlaß bevollmächtigt sein.
Der Absatz der Grillparzer’schen Stücke stand nicht auf der Höhe seines Dichterruhmes. Es liegen uns einige authentische Daten vor, welche über Auflage und Honorar Aufschluß geben.
Für die Ahnfrau, welche in 6 Auflagen von unbekannter Stärke erschienen, bezog der Dichter fl. 2025
Sappho, vier Auflagen zusammen 8200 Expl. fl. 2048
Goldene Vließ, einzige Auflage von 3600 Expl. fl. 2500
Ottokar, zwei Auflagen zusammen 6100 Expl. fl. 4000
Melusine, einzige Auflage von unbekannter Höhe fl. 200
Treuer Diener seines Herrn, einzige Auflage von 2000 Expl. fl. 1000
Des Meeres und der Liebe Wellen / einzige Aufl.
Wehe dem der lügt / von je 2000
Der Traum ein Leben. / Expl. zus. fl. 2500
Demnach ein Gesammthonorar von fl. 14273.
Von den letztgenannten drei Dramen ist nicht einmal die halbe Auflage verkauft worden – ein fast unglaubliches Resultat, wenn man sich des Erfolges so mancher Epigonen von zweifelhafter Größe erinnert. Allerdings hat es Grillparzer nicht zu einer Ausgabe seiner Werke in jenen einladenden Formen gebracht, welche an sich schon fast eine Garantie des Erfolges sind.

Zu obigem Artikel in der Österr. Buchhändler Korrespondenz, der sicher auf den Angaben Klemms bezüglich der Höhe der Honorare fußt, wäre folgendes zu ergänzen. In seinen Aufzeichnungen sind noch einige Bemerkungen dazu enthalten:
„Bei Sappho 4. Auflage (nicht mehr Exmpl. aufzulegen gestattet). Goldenem Vliess Auflage 1822 (heute [1871] noch 900 Exmpl. vorhanden) Des Meeres und der Liebe Wellen Aufl. 1840 (heute [1871] noch 1250 Exmpl. vorhanden). Weh dem der lügt Aufl. 1840 ( heute [1871] noch 1400 Exmpl. vorhanden. Traum ein Leben Aufl. 1840 (heute [1871] noch 1100 Exmpl. vorhanden) Frau Josefine Neuwirth [früher Wittwe Wallishausser) behauptet, dass die an Gr. gezahlten Honorare 20.000 F und mehr betrugen. Wahrscheinlich inclusive der Honorarbeträge für die Aglaja- Beiträge, über welche keinerlei Nachweise zu finden sind. Grillparzer hat sich auch niemals über seinen Verleger missliebig geäußert, wohl aber über das Publicum, „welches die alten Auflagen, deren Ausstattung zur Zeit des Erscheinens eine anständige war, kaufen hätten sollen, damit neue und zeitgemäße ausstaffierte Auflagen erscheinen könnten. Nicht nur bei Grillparzers Werken auch bei anderen Verlags-Artikeln könnte ich nachweisen, dass der alte Wallishauhser ganz abnorm hohe Honorare bezahlt hat. 10. Jänner 1871 Klemm.“ [Wien Bibliothek-Handschriftensammlung, I. Nr. 30914.]

Noch einmal zitieren wir Constantin von Wurzbach: „Als nämlich 1871 die Grillparzer-Feier stattfand, wurde die bis damals erschienene Gesammtausgabe der Werke des Dichters bemängelt und als eine wenig würdige bezeichnet. Dieser Vorwurf traf natürlich den Verleger, welcher eben Wallishausser ist, und zwar um so tiefer, als man zu den Gründen der Abgeschlossenheit und Zurückgezogenheit Grillparzers auch noch den einen hinzufügte, dass der Poet gegrollt, weil er nicht eine würdige Ausgabe seiner Werke erlebt habe. Das aber ist der Thatsache entgegengehalten durchaus unrichtig. Die Dinge stehen nämlich so: Grillparzer weigerte sich beharrlich, eine Gesammtausgabe seiner Werke zu veranstalten, aber nicht, wie es hie und da hieß, weil er seinem Verleger grollte, sondern aus Motiven, die nicht hierher gehören. Er hatte ja gar keinen Grund, mit seinem Verleger zu schmollen, welcher den Dichter in einer Weise werth gehalten, wie Aehnliches bei Verlegern jener Tage wohl kaum oft sich wiederholt haben dürfte." [Constantin von Wurzbach, Biograph. Lexikon. Seite 275.]
Die präzisen Aufzeichnungen Klemms lassen erkennen, dass er über die Kritiken an dem Verleger Wallishausser und in Folge an ihm selbst sehr verärgert war. Sogar an den Feierlichkeiten des Begräbnisses scheint Josef Klemm nicht teilgenommen zu haben, obwohl er zur damaligen Zeit Vorstand der Kooperation der Buchhändler war. Er hielt den ganzen Ablauf des Verkaufes von Grillparzers Werken penibel fest.

1870 gibt Josef Klemm den Commissionshandel an Gerold weiter. 1872 verkauft er seine Grillparzerschen Verlagsrechte an Gerold. Josef Klemm ist jetzt 51 Jahre alt und scheint durch seine vielen Tätigkeiten etwas müde und überfordert gewesen zu sein, vielleicht war er auch schon krank. Eine Leidenschaft für den Alkohol war sicher auch noch vorhanden. 10 Jahre später, mit 61 Jahren, stirbt er verschuldet, trotz seiner Unermüdlichkeit und seines Fleißes. Wie sehr er sich auch für seine Mitmenschen eingesetzt hat – es ist vorbei und vergessen. Seine erste Gattin Josepha ist schon vor ihm gestorben. Er hinterlässt seine zweite Gattin Johanna und eine zahlreiche Nachkommenschaft. Es sind 7 Töchter und drei Söhne.

 

Totenbeschauprotokoll
28. Feber 1882 Klemm Josef Bürger und Hausmitbesitzer
Alter: 61 Jahre
verh: /
Rel.: kath.
Geb.Ort.: Wiener Neustadt
Zuständ.: Wien
Todesart: Org. Herzfehler
Wohnort: Gumpendorferstr. 87
[WStLA, Totenbesch. Rolle 369, 1882, K-O]

Nachruf auf Josef Klemm in der „Neuen Freien Presse“

„Journalisten= und Schriftstellerverein „Concordia“. Das „Concordia“ Mitglied, der Buchhändler und Zeitungsherausgeber Herr Joseph Klemm, ist nach langem Leiden gestorben. Seine Collegen werden gebeten, sich am 1. März um ¾ 3 Uhr Nachmittags zahlreich vor dem Trauerhause (VI. Bezirk, Gumpendorferstraße Nr. 87) einzufinden, von wo die Leiche in die St. Egydi=Kirche gebracht und dort eingesegnet wird, und weiters dem Collegen dadurch die letzte Ehre zu erweisen, daß sie ihm zu seiner künftigen Ruhestätte auf dem Central=Friedhofe das Geleite geben.
Der Vorstand der „Concordia“.“

[Neue Freie Presse, 28. Februar 1882, Seite 5]

Seine Parte wurde in der k. k. Wallishausser´schen Buchdruckerei gedruckt.