Wallishaussersche
Buchhandlung 1882-1905
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Ab 7. Februar 1882 gibt es wieder einen neuen Besitzer der Wallishausserschen Buchhandlung. Knapp vor seinem Tod verkauft Josef Klemm die Buchhandlung an seinen Prokuristen Adolph Wenzel Künast. [Dessen Schwiegervater Josef Klemm, Gemeinderat und Fabrikant kaufte Künast die Buchhandlung. Felder, Cajetan: Erinnerungen eines Wiener Bürgermeister. Wien: Forum Verlag, 1964. S. 199.] Künast wurde am 12.5.1845 in Schluckenau, Böhmen, einer Stadt mit ca. 50.000 Einwohnern geboren. Sein Vater Johann Künast war Grundbuchführer, seine Mutter hatte den Namen Rosalie geb. Stumpf [HHSTA, OMeAmt, Karton 1056/1883, Akt 12/77]. Künast kam 1869 nach Wien. Bevor er sich dem Buchhandel widmete, war er bei der Firma des Freiherrn von Hopfen in Stockerau, einer Ceresin-Fabrik, als Vertreter tätig. Während seiner Tätigkeit in der Wallishausserschen Buchhandlung hat er seine spätere Frau Anna Josefine kennen gelernt, vielleicht sogar in der Buchhandlung. Am 11. August 1881 ehelicht Adolf W. Künast Anna Josefine Klemm. Die Trauung wird in der Evang. Pfarrkirche AB in der Dorotheergasse vollzogen [Evang. Pfarramt AB, Trauungsbuch 1881/Nr.122]. Anna Josefine war die Tochter des Josef Klemm [welch eine Namensgleichheit!], Kupferschmied, zur Zeit der Hochzeit der Tochter war er schon k. k. Hoflieferant für Wasserleitungen, wohnhaft Wien III, Ungargasse 21. Die Mutter war Anna Victoria geb. Hawkins [Tochter eines englischen Retiraden-Fabrikanten]. Das erste Geschäftsrundschreiben A. W. Künasts Wien, 1. Jänner 1882. hochachtungsvoll ergeben A. W. Künast. Erste Referenzen von Anton Banhans und Franz Baron Hopfen für A. W. Künast Herrn A. W. Künast, Wallishausser’sche Buchhandlung, Wien. Mit Vergnügen nahm ich
von Ihrem geschätzten Schreiben Kenntniß, womit Sie mir Mittheilung
machen, daß Sie die Wallishausser’sche Buchhandlung hier käuflich
übernommen haben. Dr. Anton
Banhans, m/p., P. P. Franz Baron
Hopfen, m/p., Künasts Ansuchen um den Hoftitel (1882/1883) Es dauerte nicht lange und Künast sucht am 24. November 1882 um Verleihung des Hoftitels an, er begründet dies unter anderem damit, dass die Grillparzer-Erstausgaben im Verlag J. B. Wallishausser erschienen waren. (Die Nestroy-Erstausgaben werden mit keinem Wort erwähnt.) Laut Künast war die Hofbibliothek Kundin der Wallishausserschen Buchhandlung, der Kaiser und die Erzherzöge erteilten an die Wallishaussersche Buchhandlung „Aufträge“, waren also Kunden derselben. Künasts Ansuchen wird mehr als ein Jahr später, am 26. Dezember 1883 entsprochen [Haus-, Hof- und Staatsarchiv, Oberstes Merkantilamt, Karton 1056/1883, Akt 12/77]. Es ist viel Zeit vergangen, aber endlich hat die Wallishausser’sche Buchhandlung den Hoftitel bekommen. J. B. Wallishausser II. wollte den Titel und bekam ihn nicht. Josefine und J. B. Wallishausser III. bekamen den Titel für die Buchdruckerei. Künast hatte andere Beziehungen und auf den Leistungen der Vorgänger aufbauend, bekam er binnen kurzer Zeit den begehrten Hof-Titel. A. W. Künast übernimmt den Theater-Verlag Leopold Rosner Leopold Rosner ist uns schon aus
der Zeit Josef Klemms bekannt, als er die Wallishaussersche Buchhandlung
verließ, sich selbstständig machte und seine eigene Buchhandlung
auf der Adresse Tuchlauben 22 eröffnete. Rosner versuchte, einen
belletristischen Verlag für die österreichischen Autoren zu
schaffen, was ihm nicht gelang, da er den deutschen Buchmarkt nicht erobern
konnte. Er war ein sehr rühriger Verleger und erwarb unter anderem
die neuesten Werke Anzengrubers, dem er auch freundschaftlich verbunden
war. Ebenfalls verlegte er die Werke von Bauernfeld, Ebner-Eschenbach,
Kürnberger, Nordmann, F. Schlögl und Daniel Spitzer, Wickenburg
und Wildbrandt und vielen mehr, Namen, die uns heute fast unbekannt sind.
In seinem Geschäft traf sich ganz Wien, soweit es literarisch interessiert
war. Durch seine fachkundige und aufmerksame Art erwarb er sich einen
großen Bekanntenkreis. Schon 1885 begann er an einem Lungenleiden
zu laborieren, durch die lange Krankheit und die daraus resultierende
Abwesenheit von seinem Geschäft und den geschäftlichen Verpflichtungen
war er gezwungen, seinen Verlag zu verkaufen. Künast zeigte an dem
Verlag Rosners Interesse. Da Rosner wegen seiner Erkrankung in Meran zur
Kur war, gibt es eine umfangreiche Korrespondenz.
Letzen Endes kam es zu einer Einigung zwischen den beiden und Rosner kehrte
auf Umwegen wieder in die Wallishaussersche Buchhandlung zurück.
[Bibliothek des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler Leipzig, Sammlung Geschäftsrundschreiben] Die Interessen Künasts waren breit gefächert. So galten sie nicht nur der Theaterliteratur, sondern auch dem Jagdwesen und der Ornithologie. Er übernahm von Klemm Hugo’s Jagdzeitung, die nun in seinem Verlag erschien. Durch seine Tätigkeit als Auschußmitglied des Ornithologischen Vereins widmete er sich im besonderem Maße der ornithologischen Literatur, obwohl auch die Jagd und Forstwirtschaft zu seinen bevorzugten Gebieten gehörten. Besonders hervorzuheben ist seine Zusammenarbeit mit Kronprinz Rudolf, so verlegte er dessen Werk „Jagden und Beobachtungen“, näheres darüber im Werksverzeichnis. Am 27. Jänner 1887 verlieh ihm Kaiser Franz Josef das Ritterkreuz des Franz Joseph-Ordens [HHStA, Karton 2, Kabinett Kanzlei 1887/Akt 380]. Zu dieser Zeit scheint A. W. Künast schon als Kammerbuchhändler des Kronprinzen Rudolf auf. Er hatte auch das Werk der Kronprinzessin Stephanie, „Lacroma“, verlegt (siehe Werksverzeichnis). Bei Theater und Operntexten wies sich Adolph W. Künast von Beginn an am Titelblatt als Besitzer der Wallishausserschen Buchhandlung aus, bei anderen Büchern firmiert er aber auch nur unter seinem Namen, so z. B. bei M. Ehrenfelds "Charlotte Wolter" von 1887 als k. Hof- und Kammerbuchhändler Sr. k. u. k. Hoheit des Kronprinzen Erzherzog Rudolf. Neben seinen gesellschaftlichen Tätigkeiten war Künast auch sozial tätig. Das Problem der Obdachlosen lag ihm besonders am Herzen, wie auch schon seinem Schwiegervater J. Klemm. Aus ganz kleinen Anfängen war er stets für dieses Projekt tätig und blieb es Zeit seines Lebens. Am 1. März 1904 verlieh ihm Kaiser Franz Joseph den Titel eines kaiserlichen Rates für seine Verlagstätigkeit und auch für sein soziales Engagement bezüglich der Obdachlosen in seiner Funktion als Obmann des Asylvereines. Korrespondenz Es gibt eine Vielfalt an Korrespondenz von und an Künast, jedoch ist sie zeitgebunden und gibt uns nur einen flüchtigen Einblick in seine verschiedenen Verhandlungen mit den Autoren, dass wir nur eine kleine Auswahl anführen. So schreibt Wilhelm Cappelleri, er hätte 120 Schnadahüpfln zu verlegen und legt zusätzlich eine Eintrittskarte für einen Vortrag über J. N. Vogl in den Ehrbar Sälen bei. Es scheint sich also um die „Schnadahüpfl“ von Johann Nepomuk Vogl zu handeln. Die Briefe von Raoul von Dombrowsky beziehen sich auf seine Werke über Jagd und über Forstwirtschaft, die er verlegen möchte. Gleichzeitig gibt er Buchbestellungen auf. Bei Ernest van Dyck handelt es sich um Korrekturen des Bürstenabzuges vom Buch zum Ballett „Das Glockenspiel“. Herrn Girardis originellen Brief führen wir als Link mit Transkription an. Es sind Briefe von Emil Granichstädten wegen Überlassung des Verlagrechtes für „Galante Könige“ vorhanden, Korrespondenz von Heribert Hülgerth, Hptm. über Manuskripte der Reiseliteratur und Jagd, und Max Kalbeck verhandelt über den Druck der Neubearbeitung des Textes vom Singspiel „Bastien und Bastienne“ von Mozart. Umfangreich ist die Korrespondenz mit dem Dichter Adolf Wilbrandt [Wienbibliothek, Handschriftensammlung], der zu seiner Zeit sehr bekannt und seine Stücke sehr beliebt waren, heute jedoch weitgehend unbekannt sind. Der Dichter ist mit dem Verleger nicht zufrieden, der Verleger jedoch verteidigt seinen Standpunkt. A. W. Künast hat im Laufe seiner Geschäftszeit seine Briefköpfe des öfteren graphisch umgestaltet und den neu erworbenen Titeln angepasst.
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Durch die Anzeigen in der Österreichischen Buchhändler-Korrespondenz erfahren wir einiges über die verschiedenen Abläufe in der Buchhandlung. Unter der Rubrik „Geschäftliche Einrichtungen, Veränderungen etc.“ kündigte Künast den Kauf des Rosnerschen Warenlagers in einer großen Anzeige in der ÖBK 1886, Nr. 1, 2. Jänner, S. 9 an: Wallishausser’sche k. k. Hofbuchhandlung. Getrennte Konten für Sortiment und Verlag ab 1886: Hiermit beehre ich mich ergebenst
anzuzeigen, dass ich vom 1. Jänner 1886 an für Verlag und Sortiment
streng getrennte Conten führe, und zwar liefere ich meinen Verlag
unter der Firma: Um etwaigen späteren Differenzen vorzubeugen, ersuche ich die geehrten Firmen, mit denen ich in Verrechnung stehe, das seit 1. Jänner 1886 in Rechnung Gelieferte auf die betr. Conten buchen zu wollen. Gleichzeitig bemerke ich, dass ich O.M. 1886 durchaus keine Disponenden gestatten kann, und dass ich von jetzt an – ebenso wie für die Provinz und das Ausland – meine Verlagsartikel auch an die geehrten Wiener Firmen in Rechnung nur mit Netto-Preisen buche. Wien, im Jänner 1886. Dagegen nimmt sich die Ehrung des alten Faktotums der Wallishausserschen Buchhandlung, Michael Wittmann geradezu bescheiden aus : Miscellen Über den "alten Michel" gibt es noch eine Notiz in der Österreichischen Buchhändlerkorrespondenz, jedoch einige Jahre später. Künasts Verbindung mit Kronprinz Rudolf scheint schon von Anfang an sehr eng gewesen zu sein, sonst hätte dieser ihm nicht schon im Jahre 1884 einen Diamantring geschenkt. Miscellen. Miscellen. Künast hatte immer seine Mutter und seine Geschwister unterstützt. Nach dem Tod seines Bruders, mit dem er sich sehr gut verstanden hatte, sorgte er weiterhin für dessen Familie und nahm seine Nichte in seinem Haushalt in Baden auf. Außer den normalen Verlagsanzeigen in der Österreichischen Buchhändler-Korrespondenz wurden auch Stellenangebote inseriert: Gehilfen und Lehrlingsstellen Im Jahr 1903, also nur zwei Jahre vor der Übergabe an seinen Nachfolger Knepler, suchte A. W. Künast einen Gehilfen: Tunlichst zum Eintritt am
1. Oktober l. J. suchen wir einen jüngeren Gehilfen, der Konten zu
führen, sich aber auch im Ladenverkehr zu bewähren hat.
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Hoher Markt 1 |
Die Geschäftsadresse bleibt gleich, es ist nach wie vor Hoher Markt 1, neben dem Hauseingang links. Nimmt man den Lehmann zur Hand, so findet man den ersten Eintrag von Künast 1879. Kammerbuchhändler Nach dem Tod des Kronprinzen Rudolf ersucht Künast im Jahre 1890 in der Kanzlei des Thronfolgers Franz Ferdinand um die Verleihung des Kammertitels an, der ihm auch verliehen wird [HHStA, Hausarchiv N.L.F.F. (Depot Hohenberg), Karton 69, Kammertitelverleihungen]. Titel und Auszeichnungen scheinen
für A. W. Künast einen großen Stellenwert besessen zu
haben. Künast A.W. Wallishausser’sche Buchhandlung p. Fa. I. Hoher Markt 1. T. Cirg. Adolf kaiserl. Rat, Präsident des Asylvereines für Obdachlose, Ritter des toskanischen Zivil Verdienst Ordens, des serbischen Sava Orden und des herzoglichen nassauerischen Adler Ordens. Besitzer des herz. Sachsen-Meiningen Verdienst Kreuz für Kunst und Wissenschaft, Offizier des bulgarischen Zivil Verdienst Ordens, Ritter des bulgarischen Alexander Ordens, Besitzer der großherzoglichen luxemburgischen glg. Medaille für Kunst und Wissenschaft und der türkischen Medaille für Kunst. III./ Gärtnerg.17. Nicht nur Orden und Titel waren ihm wichtig, wir können auch an Hand seiner Briefköpfe ein kontinuierliches Ansteigen des geschäftlichen wie privaten Ansehens feststellen. So dachte er auch daran, einen passenden Wohnsitz, der gleichzeitig sein Alterssitz werden sollte, zu finden. Sein Blick fiel auf Baden, welches eine sehr beliebte Kurstadt in der Nähe von Wien war. Am 25. Mai 1894 geht das Eigentumsrecht an einer wunderschönen Villa durch Kaufvertrag von Karl Müller an Adolf Künast über. Die Wiener Wohnung hat er sicher, solange er noch das Geschäft besaß, behalten, die letzten Jahre verbrachte er dann aber in seiner Jugendstilvilla in Baden, den Vorteil einer Kurstadt mit Thermalbädern und einem milden Klima genießend. Sozial war er weiterhin tätig. |
Verkauf der Buchhandlung und des Verlages Am 31. Jänner 1905 verkauft A. W. Künast seine gut gehende Buchhandlung und den Verlag mit damals ca. sieben Mitarbeitern an Paul Knepler. [Bibliothek des deutschen Buchhandels, Leipzig, Geschäftsrundschreiben] Infolge des Verkaufes seiner Buchhandlung
legte Künast den Titel k.u.k. Hofbuchhandlung am 26.10.1905 zurück.
Mein treuer Mitarbeiter Herr
Josef Goldbach, der durch 16 Jahre – zuletzt in leitender Stellung
– in meiner Buchhandlung tätig war und jetzt als Rekonvaleszent
nach überstandener Krankheit interimsweise die Administrationsarbeiten
der in meinem Besitze gebliebenen A. Hugo’s „Jagdzeitung“ besorgt, sucht
für nächste Zeit einen seinen Kenntnissen und Fähigkeiten
besser entsprechenden Posten im Verlag oder Sortiment. Da ich mein Geschäft
während der Dauer seiner Krankheit verkauft habe, ist sein früherer
Posten, der ihm meinerseits in der Hoffnung auf seine Genesung bis zum
Zeitpunkte des Verkaufes reserviert blieb, anderweitig besetzt worden.
Herr Goldbach, der zuversichtlich in kürzester Zeit wieder im Besitze
seiner vollen Kraft sein wird, erwies sich während der Tätigkeit
bei mir als ein sehr verlässlicher, in jeder Hinsicht korrekter,
im Verlag und Sortiment vollkommen versierter Mitarbeiter und kann ich
ihn deshalb jedermann bestens und wärmstens empfehlen. Am 1. Juli 1910 setzt er bei seinem Notar Dr. Grab in Baden sein Testament auf. Wieder gilt die Sorge seiner Familie und er bedenkt sie großzügig. Nun können wir nur nochüber
sein Ableben berichten. Den Nachrufen in den Zeitungen können wir nichts hinzufügen. Ein interessanter und sozial engagierter Mensch ist verstorben. Miszellen. |
„(Kaiserlicher Rat
Adolf Künast †.) Aus Baden, 26. d. M., wird uns berichtet: Heute
starb hier nach kurzer Krankheit kaiserlicher Rat Adolf Künast
im 66. Lebensjahr. Anfangs der Neunziger=Jahre gehörte er als Mitglied
der liberalen Partei dem Wiener Gemeinderate an. Als Dr. Lueger Bürgermeister
wurde, wollte er den dehr befähigten und arbeitsrührigen Mann
auf seine Seite ziehen, doch Künast verzichtete lieber auf ein
Mandat, als daß er seiner Partei untreu geworden wäre. Hervorragend
wirkte kaiserlicher Rat Künast auf dem Gebiete der Wohltätigkeit.
Die Obdachlosenfürsorge war seine Lebensaufgabe. Aus kleinen Anfängen
hat er den Asylverein für Obdachlose in Wien, dessen Präsident
er bis in die letzten Tage war, zu einer bedeutenden sozialen Institution
von Wien erhoben. Wer je einmal an der Seite Künasts einen Gang
durch das Obdachlosenasyl zu einer Zeit gemacht hat, wo der Einlaß
für die vom Glück Enterbten stattfand, der konnte die Bedeutung
dessen beurteilen, was Künast als Philanthrop geleistet hat. Er
wußte immer weitere Kreise für das Institut heranzuziehen,
das er mit Ueberwindung vieler Hindernisse stets auf der Höhe der
Zeit zu halten verstand. Er war den Obdachlosen im wahrsten Sinne des
Wortes ein Vater. Seiner menschenfreundlichen Dankart ist die Einrichtung
zu danken, daß jeder Obdachlose für fünf Tage ohne Ausweisleitsung
Aufnahme im Asyl finde. Unter seiner Leitung wurde das Asyl eine Musteranstalt,
die sich auch des Protektorates des Kaisers erfreut. Kaiserlicher Rat
Künast war früher Inhaber der Wallishauserschen Buchhandlung.
Freundschaftliche Beziehungen verbanden ihn mit dem Kronprinzen Rudolf,
dessen literarischer Berater er war. Er verlegte seine ersten Werke
„15 Tage auf der Donau“ und „Ueber Auer=, Birk= und Rackelwild“ und
auch das Werk der Kronprinzessin Stefanie „Lacroma“. Bemerkenswert war
der Ausspruch des Schwagers des Kronprinzen, des Herzog Philipp v. Coburg,
nach dem tragischen Ereignisse von Maierling, [!] indem er zu Künast
sagte: Ich habe viel verloren, meinen Schwager: Sie aber haben Ihren
besten, treuesten Freund verloren!“ Vor sechs Jahren nahm Künast
ständigen Aufenthalt in Baden und war hier wegen seines menschenfreundlichen
Wesens sehr beliebt. Vor drei Wochen erkrankte er an einer Furunkel
am Ohr, wozu sich plötzlich ein Anthrax am Rücken gesellte.
Er wurde zweimal im Rathschen Krankenhaus operiert, doch in den letzten
Tagen verschlechterte sich sein Zustand, der gestern abends durch das
Auftreten eines Lungenödems kritisch wurde. Er verfiel in Bewußtlosigkeit,
aus der er nicht mehr erwachte. Künast starb in den Armen seiner
besten Freunde, des Generalstabsarztes Dr. Schuller aus Hermannstadt
und des Oberstleutnants Raschbach aus Wien. Die Leiche wird gemäß
seinem letzten Wunsche am hiesigen Friedhofe zu St. Helena beigesetzt.
Kaiserlicher Rat Künast war Ritter des Ordens der Eisernen Kronen
dritter Klasse und des Franz Josef Ordens.“ „(Kaiserlicher Rat
Künast gestorben.) Aus Baden kommt die Trauerkunde, daß dort
gestern nachmittags um ¾ 2 Uhr der Präsident des Asylvereines
für Obdachlose kaiserlicher Rat Adolf Künast im 67. Lebensjahre
gestorben ist. Mit ihm ist eine markante Persönlichkeit dahingegangen,
ein Mann, der sich um die Oeffentlichkeit die allergrößten
Verdienste erworben hat. Gerade in dem jetzigen Moment, da man darangeht,
die Aktionen zur Behebung der Obdachlosigkeit zu erweitern, wird sein
Tod schmerzlich empfunden; denn was bisher auf diesem Gebiete geschehen
ist, geschah zum allergrößten Teil durch Künast, gewiß
aber immer auf seine Anregung und unter seiner Mithilfe. Jahrzehnte
hindurch hat kaiserlicher Rat Künast jede freie Minute selbstlos
geopfert, um die Anstalt zu schaffen, die heute eines der wichtigsten
Wohlfahrtinstitute Wiens ist. Die Gemeinde hat sein segensreiches Wirken
anerkannt und ihm bei der Uebersiedlung des Asyls aus der Blattgasse
im 3.Berzirk nach Meidling hilfreiche Hand zur Ausgestaltung des Obdachlosenheimes
geboten. Im Jahre 1845 zu Schluckenau geboren, erwarb Künast 1881
von Josef Klemm die im Jahre 1789 von Johann B. Wallishausser gegründete
Buchhandlung auf dem Hohen Markte samt der im Jahre 1857 von Klemm im
Verein mit Albert Hugo gegründeten „Jagdzeitung“. Künast entwickelte
eine außerordentlich fruchtbare Tätigkeit. Er widmete sich
nicht nur dem von der Buchhandlung seit jeher begünstigten Theaterverlag,
sondern in noch hervorragender Weise der jagdlichen, ornithologischen
und forstwirtschaftlichen Literatur. Im Jahre 1887 erschien in seinem
Verlage auf Anregung des Kronprinzen Rudolf das Mayerische jagdzoologische
Prachtwerk „Das Auer=, Rackel=, und Birkwild“, ein Werk, das von der
gesamten deutschen Fachpresse als Musterleistung der Topographie und
Reproduktionskunst mit Recht gewürdigt wurde. Dem Verlage gehörte
auch A. Hugos „Jagdzeitung“. Für seine rastlose Tätigkeit
als Verleger wurde er zum Hofbuchändler ernannt. Kronprinz Rudolf
ernannte ihn zu seinen Kammerbuchhändler. Auch Erzherzog Franz
Ferdinand und andere Mitglieder des Kaiserhauses ernannten ihn zum Kammerbuchhändler.
Weitere Zierden seines Verlages bildeten die Monographien „Der Edelfasan“
von P. Wittmann und „Das Haselhuhn“ von F. Valentinitsch. Im Jahre 1887
verlieh ihm der Kasier das Ritterkreuz des Franz Josef=Ordens. Im Jahre
1904 wurde er durch die Verleihung des Titels eines kaiserlichen Rates
ausgezeichnet. Künast hat sich auch vielfach am administrativen
und politischen Leben beteiligt. Er war durch viele Jahre Gemeinderat
der Stadt Wien und hat damals schon an die Obdachlosenfrage seine beste
Zeit verwendet. Mit seiner ganzen Persönlichkeit hat er, als er
sich vom Buchhandel zurückgezogen hatte, für seine Idee, Obdachlosenwohnungen
zu schaffen, gewirkt. Als der neue Bau des Asyls, der eine Notwendigkeit
geworden war, eingeweiht wurde, hat ihn der Kaiser, der der Protektor
des Asylsvereins ist, besichtigt. Der Monarch hat das großartige
Werk außerordentlich gelobt. Es ist auch mustergültig, und
Künasts ständige Sorge war, es so auszugestalten, daß
er der Notwendigkeit überhoben werde, allnächtlich trotz des
großen Fassungsraumes die Ueberzähligen wegschickern zu müssen.
Das Elisabethinum, das Männerasyl und die Epsteinische Asylstiftung
für obdachlose Familien sind dem Werke angegliedert. Der Kaiser
hat Künast nach der Fertigstellung des neuen Asyls durch Verleihung
des Ordens der Eisernen Krone ausgezeichnet. |