Neues Wiener Theater

Diese Reihe wurde von Leopold Rosner, der zuvor die Herausgabe des Wallishausserschen „Wiener Theater-Repertoir“ geleitet hatte, begründet. Im Gegensatz zu letzterem verzichtete Rosner auf eine einheitliche Farbe der Umschläge und bemühte sich um eine bessere typographische Ausstattung. Auch das etwas unhandliche Format des „Wiener Theater-Repertoirs“ (Außenmaße: etwa 225 x 145 mm) dürfte ihn gestört haben, da er seine Hefte deutlich kleiner ausfallen ließ (Außenmaße: rund 190 x 125 mm). Die Serie schritt bis zum Anfang der 1880er Jahre zügig voran, wie aus der folgenden Tabelle ersichtlich ist. Als Rosner aus gesundheitlichen Gründen seine Tätigkeit stark einschränken und sich im Geschäft vertreten lassen musste, litt darunter auch die Erscheinungsfolge der Reihe.
Als im Jahr 1885 sein Unternehmen von der Wallishausser’schen Buchhandlung, also durch Adolph W. Künast, übernommen wurde, machte er sich die Mühe, das gesamte Warenlager mit Überklebern mit dem Hinweis auf die „Wallishausser’sche Buchhandlung (Adolph W. Künast)“ zu versehen oder versehen zu lassen. Diese Überklebezettel waren stets aus stärkerem Papier als das des Originalumschlages oder des Titelblattes, sodass das Rosnersche Impressum nicht durchschimmerte und kaum oder gar nicht mehr gelesen werden konnte. (Der fettgedruckte Name L. Rosners kann bei solchen Heften nur mehr diaphanoskopisch, also von der Rückseite her mit einer starken Lichtquelle von der Vorderseite, erfaßt werden. Die nicht fett gedruckte Adressenangabe ist fast nie mehr erkennbar. Nur äußerst selten wurde nur das Rosnersche Impressum des Umschlag überklebt und auf die Korrektur des Titelblattes vergessen.)
Die Drucker, soweit bekannt, sind in der folgenden Aufstellung vermerkt. Eduard Sieger druckte auch für andere Verleger von Theaterstücken, etwa M. Lell, und betrieb auch in eigener Regie einen Verlag von Theaterstücken und war somit ein Mitkonkurrent Wallishaussers auf diesem Gebiet.

Umschlaggestaltung
Leopold Rosner verzichtete auf eine einheitliche Farbe der Originalumschläge aller Hefte der Broschuren ebenso wie auf die Herstellung verlagsmäßiger Hartdeckelausgaben. Der Entwurf der Umschläge muss damals wesentlich moderner angemutet und ansprechender gewirkt haben als die des nunmehr bereits fast 20 Jahre alten „Wiener Theater-Repertoirs“. Künast gab einige erfolgreiche Nummern aus dem „Wiener Theater-Repertoir“ lieber in der Reihe „Neues Wiener Theater“ heraus, als die erstgenannte Reihe fortzusetzen.
Mit einer einzigen Ausnahme wurden alle Hefte eigens für diese Reihe gedruckt. Nur die Nr. 102, Bauner: Bar Kochba, wurde aus dem Selbstverlag des Verfassers übernommen und von Rosner mit einem neuen Umschlag ausgestattet.

Kein Erfolg mit der Reihe „Komische Oper“?
Knapp nach dem Beginn des „Neuen Wiener Theaters“ begann Rosner noch eine weitere Serie, „Komische Oper“, und zwar in Kooperation mit den Berliner Verlagen Ed. Bote & G. Bock sowie der A. Kühlingschen Theater-Buchhandlung, die ihre Textbücher (und im Falle von Bote & Bock Verlagskataloge) zur Verfügung stellte, die Rosner mit einem eigenen Umschlag versehen ließ. Es hat den Anschein, dass diese Reihe von Wallishausser nicht übernommen wurde, sodass sie außerhalb dieser Betrachtung bleibt.

169 verschiedene Hefte, 178 Drucke
Insgesamt erschienen in der Reihe „Neues Wiener Theater“ 169 Hefte, numeriert von 1 bis 168, wobei die Nummer 150 wohl irrigerweise doppelt vergeben wurde. Von den Heften Nummer 1, 2, 5, 53, 60, 114 und 130 kam noch eine weitere Auflage heraus, von der Nr. 35 sogar zwei, sodass also neun weitere Drucke beachtet werden müssen.

Abkürzungsliste
BI Buschak und Irrgang in Brünn
D W. Drugulin in Leipzig
Davis Buchdruckerei G. Davis & Co. Wien.
DavK Buchdruckerei „Reichswehr“ G. David & A. Keiß
E Erste Wiener Vereins-Buchdruckerei
Fi J. C. Fischer & Comp. in Wien
Fro Carl Fromme in Wien
Hel Helios
MF Melchior & Faul
Kn Paul Knepler
A. W. Künast
Mech Mechitaristen-Buchdruckerei
P Pätz in Naumburg/S.
R Karl Rauch in Wien
Roller Josef Roller & Comp., Wien
Ros L[eopold] Rosner
Si Ed. Sieger in Wien
So Leopold Sommer & Comp. in Wien
Sti Buchdruckerei J. Josef Stichl
V Johann N. Vernay in Wien
Wa Druck von J. B. Wallishausser
Z Druck von L. E. Zamarski, Wien

 

 

Nr. 1–100

Nr. 101–168