Die Geschichte von Don Juan, seinen Eroberungen und dem Steinernen Gast(mahl) zählt zu den signifikanten Mythen/Sagen/Legenden neuzeitlich-europäischer Kulturgeschichte. Vom Beginn des 17. Jahrhunderts bis in die aktuelle Gegenwart spiegeln sich Europas soziale wie intellektuelle Veränderungen in der subversiven Figur ihres nicht nur aus freien Stücken durch die Welt treibenden Helden oder Anti-Helden. Konstante und Grundlage von Don Juans vierhundertjähriger Existenz ist Wandel Transformation Metamorphose, dokumentiert in mehr als 3.000 Fassungen aus allen europäischen und zahlreichen überseeischen Ländern. Im Unterschied zu kulturwissenschaftlich vergleichbaren europäisch-neuzeitlichen Figuren wie Hamlet, Faust und Don Quijote liegen bei Don Juan die Herkunft der historischen Substanz wie der Moment literarischer Umwandlung im Dunkel. Abweichend auch Don Juans Verbreitung, Entfaltung und Entwicklung, gleichsam seine europäische Karriere: Von ihrem Beginn im ersten Viertel des 17. bis zum Ende des 18. Jahrhunderts vollzieht sie sich ausschließlich im Massenmedium jener Zeit dem Theater in allen seinen Formen, in Prosa und Vers, Tanz und Musik.
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Das bisher zugängliche oder erworbene Don Juan-Material (Szenare, Manuskripte, Drucke oder Partituren) befindet sich digitalisiert, datenbankmäßig erfasst und/oder fotokopiert bzw. auf Microfilm im Don Juan Archiv, erworben aus österreichischen und internationalen Beständen. Es erhielt seine wesentlichen Pfeiler durch die 16-bändige Dissertation Il dissoluto punito von H. E. Weidinger. Diese enthält unter anderem einem aus 12 Bänden bestehenden Anhang, der alle bis 2002 erfaßten Don Juan-Fassungen des 17. und 18. Jahrhunderts dokumentiert und somit die Basis für einen Großteil der Bestände des Archivs bildet. Berücksichtigung in der langen Stoffgeschichte bilden besonders die Don Juan-Schauspiele, -Ballette und -Opern.
Mit der Geschichte von Don Juan befassen sich Musik-, Tanz- und Literaturwissenschaft, vor allem aber Theater- und Kulturgeschichte. Dazu gehören insbesondere Fragestellungen der Stoff- und Motivgeschichte sowie der Editions- und Rezeptionsforschung. Das Don Juan-Archiv legt bei seiner Arbeit besonderes Augenmerk auf die Entwicklung des Motivs bis zum Ende des 18. Jahrhunderts und die zentraleuropäischen Theateradaptionen.
Die Forschung im Don Juan Archiv konzentriert sich auf Erfassung und Dokumentation von theater- und kulturwissenschaftlich relevanten Fragestellungen zu "Don Juan", -Stoff: seine Entstehung, seine weltweite Verbreitung und Rezeption, insbesondere in Theater und Oper bis zum Ende des 18. Jahrhunderts. Erarbeitet wird eine kritische Bibliographie der Don Juan Fassungen, zugleich Grundlage zur Vorbereitung einer Faksimile-Ausgabe respektive kommentierten kritischen Edition der Texte vor 1800. Darüber hinaus soll dem Zusammenhang des Don-Juan-Stoffes (* vor 1625) mit der historischen Figur des Don Juan d´Austria (1547-1578) nachgegangen werden. Ein solcher scheint bis zum Ende des 18. Jahrhunderts vorausgesetzt, wird jedoch von der neueren Forschung von den Historikern der befaßten (Teil-)Disziplinen abgelehnt. Die bisherige Quellen-Erfassung legt nahe, die Frage neu zu stellen.
I Grandi di Ima Classe : Da Ponte / Mozart / Casanova
Don Juan d' Austria
Im Haus des Steinernen Gastes
"Geister die ich rief"