Wallishausser´sche Buchhandlung,
Inh. Hugo Knepler
|
ÖNB Portraitsammlung, Sign. 1926/203.099-D*R Die Übernahme der Wallishausser’schen Buchhandlung durch Pauls älteren Bruder Hugo Knepler war eher eine taktische, da Paul Knepler noch beim Militär und somit abwesend von Wien war. Wohl hatte seine Frau Elise die Prokura, es scheint jedoch, dass durch die etwas angespannte geschäftliche Situation Hilfe notwendig war. Hugo Knepler, der eine bekannte Konzertdirektion besaß, übernahm laut Register der Einzel-Firmen am 12. Mai 1916 die Wallishausser’sche Buchhandlung. Elise Knepler blieb Prokuristin [WStLA, Register für Einzel Firmen-XVIII, Sign. E18/Pag. 85].
|
Über seine Kindheit (die auch Paul Knepler betrifft) schreibt Hugo Knepler, der am 11.8.1872 in Wien geboren wurde, in dem kleinen Buch „O, diese Künstler, Indiskretionen eines Managers“ [Wien u. Leipzig: Fiba, 1931, S. 11–18] aus dem wir einen kurzen Auszug bringen. Hugo Knepler war ein sehr begabter Geigenspieler
und als Jugendlicher war sein sehnlichster Wunsch, Musiker zu werden.
Seine Eltern jedoch waren dagegen und schickten ihn auf die Handelsakademie.
Nach Absolvierung derselben kam er als Volontär zur Merkurbank. Anschließend
wurde er Börsen-Disponent bei einer bedeutenden Privatbank. Im Jahre
1905 kam der große Börsenkrach, Knepler beschloss, einen Berufswechsel
vorzunehmen und kam auf die Idee, eine Musikalienhandlung zu eröffnen.
Die Adresse war Ecke Graben und Habsburgergasse. Da er einen großen
Bekanntenkreis hatte, florierte sein Geschäft ausgezeichnet. Während
am Graben Corso war, traf sich die feine Gesellschaft in Kneplers Musikalienhandlung,
die sehr elegant ausgestattet war. Interessanterweise erwähnt Hugo Knepler mit keinem Wort den Kauf der Buchhandlung. Es kann daraus geschlossen werden, dass die Buchhandlung keine große Priorität in seinem beruflichen Leben spielte. Überhaupt verschwimmt die Position Hugo Kneplers in der Buchhandlung. Es ist nicht beweisbar, aber so gut wie sicher, dass eigentlich Paul weiterhin in der Buchhandlung tätig war, da die Buchausgaben das Impressum „Verlag Paul Knepler, Wallishaussersche Buchhandlung“ trugen. Hugo Knepler trat nur in Erscheinung, wenn es als Eigentümer notwendig war. Im Jahr 1919 scheint Paul Knepler als Kommissionsverlag des Buchhandels für Esperanto auf. Einige kleinere Schriften in Esperanto wurden auch bei Knepler verlegt, in der Buchhandlung war die gesamte Esperanto-Literatur zu bekommen. Wie auch schon bei den Vorgängern der Buchhandlung gab es einen regen Verkauf von verschiedenen Zeitschriften, wie man anhand eines Pränumerations-Scheines aus dieser Zeit sehen kann. Die Buchhandlung schließt am 23. Juni 1920 einen Vertrag mit der Universal-Edition A.G. ab. Es handelt sich dabei um die Herausgabe einer gemeinsamen Textbuchbibliothek. Freundlicherweise wurde uns von der Universal-Edition eine Fotokopie des Vertrages überlassen. Die ausführliche Aufstellung der Wiener Textbuchbibliothek findet sich im Werksverzeichnis. In den 20er-Jahren entstand durch die Herausgabe von Textbüchern durch die Tagblatt-Bibliothek eine Rivalität, die sich im Laufe der Jahre bemerkbar machte. Es ist ein Schreiben an den Direktor Albert Heine vorhanden, in dem Knepler seinen Verlag für eine Publikation anbietet [ÖNB Handschriftensammlung, Sign. 990/37-I].
Reklame der Wallishausserschen Buchhandlung im Programmheft der Wiener Staatsoper aus dem Jahre 1924. Paul Knepler als Operettenlibrettist und Komponist Die Gründe, warum Paul Knepler seine eigene Operette „Josefine Gallmeyer“ nicht im eigenen Verlag herausbrachte, sind uns heute nicht mehr bekannt. Die Zensur musste das Stück erst freigeben, bevor es zur Aufführung gelangen konnte. Die Uraufführung war am 22. März 1921 im Bürgertheater in Wien. Für die Aufführungen in Oberösterreich war eine extra Freigabe durch die Zensur notwendig. Die Operette war ein großer Erfolg, so wurde sie unter anderem auch in Stuttgart aufgeführt und Knepler widmete sich vermehrt seiner literarischen Tätigkeit. So eine konzentrierte künstlerische Leitung wie unter den Brüdern Knepler hatte die Wallishaussersche Buchhandlung noch nie, Buchhändler mit Leib und Seele waren sie jedoch keine. In diese Freude über die gelungene Operette kam als Ärger der Streik der Buchhandlungsgehilfen im Frühjahr 1922.
|
Stempel der Buchhandlung mit der Unterschrift von Hugo Knepler Die Wallishaussersche Buchhandlung unter Paul und Hugo Knepler im Spiegel der ÖBK Miszellen. 1916 beschäftigte Knepler offenbar einen
gewissen A. Rösebeck. Dieser inserierte für die Buchhandlung
in der ÖBK 1916, Nr. 10, 8. März, S.112, Nr. 369, wie folgt: Die obige Anzeige dürfte nicht den erwünschten
Erfolg gebracht haben, drei Monate danach suchte man noch immer einen
Gehilfen (ÖBK 1916, Nr. 30, 26 Juli, S.355, Nr. 1096): Firmenprotokollierungen. Hugo Knepler wird „Kaiserlicher Rat“: Neuer Mitarbeiter für die Wallishaussersche Buchhandlung gesucht. „Wir suchen zum sofortigen Eintritt einen jungen, gut empfohlenen Gehilfen. Wien, 9. Juli 1920. Wallishausser’sche Buchhandlg., A. W. Künast“. [ÖBK 1920, Nr. 26-28, 14. Juli, S. 317, Nr. 1225] Buchmesse 1921. Auf der „Ersten Wiener Buch-Messe“
am 5. bis 25. September 1921 in der Hofburg (Schweizer Trakt) inserierte
Paul Knepler sein Verkaufsprogramm in der ÖBK 1921, Nr. 32-35,
24. August, S. 254f., wie folgt: Diebstahl in der Wallishaussersche Buchhandlung. Der Anzeiger für den Buch, Kunst- u. Musikalienhandel, meldete in der Nr. 16; 21. Februar 1923, S. 6, einen „Bücherdiebstahl. Unter anderem wurde gestohlen: Schiller, Großherzog Wilhelm-Ernst-Ausgabe, rot Glanzleder, 6 Bände. Vor Ankauf wird gewarnt und gebeten, Verkäufer anhalten zu lassen. Zweckdienliche Nachrichten erbeten an Wallishaussersche Buchhandlung, Wien I., Lichtensteg 1.“ Die Brüder widmeten sich weiterhin ihren künstlerischen Tätigkeiten. Hugo ging ganz in seiner Konzertagentur auf, er war Impressario vieler großer Künstler, die heute in Vergessenheit geraten sind, wie zum Beispiel Maria Jeriza. Paul Knepler widmete sich ganz der Operette und wurde Librettist für Lehar, Oscar Straus, Robert Stolz und andere. Hugo Knepler verkaufte die Wallishaussersche Buchhandlung und ab 23. Dezember 1927 gab es wieder einen neuen Besitzer – Eugen Walter Kende. Knepler, Hugo: O, diese Künstler, Indiskretionen eines Managers. Wien u. Leipzig: Fiba, 1931. |