Reinhart Meyer ist Bibliograph und Kulturwissenschaftler. Es geht ihm um eine möglichst vollständige Dokumentation der Theaterproduktion im 18. Jahrhundert in ihrer sprachlichen und formalen Vielfalt. Dazu werden Manuskripte und Drucke, Theaterzettel und Programmhefte, ja sogar bloße Aufführungsnachweise berücksichtigt. Rezensionen und Kritiken sind ebenfalls verzeichnet. Neben deutschen Titeln stehen lateinische, italienische und französische, aber auch russische, polnische, tschechische, ungarische, niederländische oder englische Werke, die in Schulen und Universitäten, auf Jahrmärkten oder in Gasthöfen, städtischen und höfischen Bühnen oder zu einer Kaiserkrönung aufgeführt worden sind.
Erstmals wird die Aufführungs- und Druckgeschichte der Klassiker so vollständig wie möglich dokumentiert. Sichtbar wird aber zudem die Bedeutung von Theaterformen wie der Wanderbühne, deren Repertoire vielfach nur durch Theaterzettel oder Szenare bekannt ist, die aber als Kulturvermittler eine besondere Rolle spielten.
Das Theater von Jesuiten, Benediktinern, Piaristen und anderen Orden, zu dem die Stücktexte nur in Ausnahmefällen vollständig gedruckt worden sind, wird in der Documenta dramatica erstmals in seinem vollen Umfang nachgewiesen. Es wird deutlich, wie hoch der Anteil des Ordenstheaters an der gesamten Theaterproduktion im Heiligen Römischen Reich gewesen ist. Das ändert auch die Einschätzung der „deutschen“ Theatergeschichte unter georgraphischem Gesichtspunkt entscheidend, denn die Zahl der Uraufführungen im süddeutsch-katholischen Raum übersteigt jene der norddeutsch-protestantischen Zentren der Theaterentwicklung bei weitem.