Don Juan Archiv - Wien, Forschungsverlag
Der Ertz=Zauberer Ioannes de Luna - Tragi-Comoedie - anonym. Frontispiz
Der Ertz=Zauberer Ioannes de Luna. Tragi-Comoedie, anonym. Frontispiz (Nr. 121 der "Ariensammlung", ÖNB Cod. 12708, S. 7)

Anonym, Der Ertz=Zauberer Ioannes de Luna, Tragi-Comoedie

 

Keine Eintragung bei Singer

 

Kommentar: Die Texte der Gesangsnummern dieses Stückes sind enthalten im dritten Teil der Ariensammlung (ÖNB Cod. 12.708, S. 7-15) unter der Überschrift In der Tragi-Comedie, genannt: Der Ertz=Zauberer Ioannes de Luna. Laut Max Pirker (Pirker, 1927, S. 386, Anm. 385) ist Ioannes de Luna möglicherweise eine Gegenfigur zum Juan del Sole.

 

Johannes de Luna war Schüler von Faust's Famulus Christoph Wagner und galt als dritter der "Ertz=Zauberer". Seine Geschichten sind im sogenannten Wagnerbuch enthalten, dessen erste Ausgabe 1593 erschien; die bekannteste von 1714 führt den Titel Des durch seine Zauberkunst bekannten Christoph Wagners (Weyland gewesenen Famuli des Ertz=Zauberers D. Johann Faustens), Leben und Thaten, zum Spiegel und Warnung allen denen, die mit dergleichen verbothenen Künsten umgehen, von Gott abweichen, und dem Satan sich ergeben. Weyland von Friderich Schotus Tolet, in Teutscher Sprach beschrieben, und nunmehro mit einer Vorrede, von dem abscheulichen Laster der Zauberey vermehrt von P. I. M. Mg. d. K. P. S. d. W. Berlin 1714. (nach Carl Kiesewetter: Faust in der Geschichte und Tradition. Mit besonderer Berücksichtigung des occulten Phänomenalismus und des mittelalterlichen Zauberwesens. Als Anhang: Die Wagnersage und das Wagnerbuch. Leipzig, Max Spohr 1893; hier S. 497).

 

In Padua wird Luna Student der Schwarzkunst bei Wagner (Wagnerbuch Cap. 23 nach Kiesewetter S. 517), besteht eine Mantelfahrt nach Sizilien (Cap. 24, ebenda), und treibt seine ersten Zauberstreiche (Cap. 27-28, ebenda S. 517 f.). Er zieht mit Wagner nach Toledo, kommt in Zaubernöte, lernt rasch sich zu helfen (Cap. 31, ebenda S. 519), wird von Wagner zu Schau- und Werbezwecken enthauptet, aus Versehen mit einem Kalbskopf wiederhergestellt und erhält nur durch Glück rechtzeitig seinen eigenen Kopf zurück, sonst "wär es aus gewest" (Cap. 34-35, ebenda S. 520 f.). Er begleitet Wagner auf der Mantelfahrt nach Nicaragua und Peru (Cap. 39, ebenda S. 521 f.), nimmt an der großen Mantelfahrt nach China teil (Cap. 51, ebenda S. 522 f.), und rät Wagner in dessen letzter Stunde zur Buße (Cap. 43-44, ebenda S. 525 f.), von welcher dieser aber durch das höllische Trugbild eines buhlerischen Weibes abgelenkt wird. "Am Schluß sagt der Verfasser noch, daß er, um die Christenheit von der Zauberei abzuschrecken, sein Buch nach einem vor über 70 resp. 150 Jahren gedruckten spanischen Original, weilches er von einem Benediktiner Martin erhalten, übersetzt habe. [...] Endlich verspricht er noch, die Geschichte des Johannes de Luna herauszugeben, welche aber nie erschienen ist." (ebenda, S. 527)

(hew)

 

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Letztes Update: 21.10.2014