Don Juan Archiv - Wien, Forschungsverlag
Orig. - Kupferstich aus Gerard de Jode "Speculum Orbis Terrarum". Antwerpen -1593
"Austriae Ducatus Seu Pannoniae Superioris Chorogaphia Germana Summa Fide Ac Industria Elaborata a Wolfgango Lazio". Orig. - Kupferstich aus Gerard de Jode "Speculum Orbis Terrarum". Antwerpen, 1593. 37,5 x 51,5 cm. Als Vorlage für diese Karte diente eine der ältesten kartographischen Landesaufnahmen nämlich die "Charta Chorographica" des Wolfgang Lazius. Schmalrandig. Verso mit Text. Mittelfalz. Koeman, Atl. Neerland. II, 211. 49. (Don Juan Archiv Wien)
"Umgebungen von Hainburg und Presburg" beschrieben v. A.M
"Umgebungen von Hainburg und Presburg" beschrieben v. A.Müller, gestochen v. A.Withalm o.J. (Don Juan Archiv Wien)

Repertoireforschung

Opern- und Theaterrepertoire Zentraleuropas

Opern- und Theaterforschung widmeten sich immer wieder dem historischen Repertoire, und so bilden heute eine Reihe von verdienstvollen Studien die Grundlage für weitere Arbeiten. Der Schwerpunkt wurde dabei meist auf einzelne Spielstätten, Städte oder Opern- bzw. Theatergesellschaften gelegt; Studien zum Repertoire ganzer Länder sind dagegen die Ausnahme. Eine vollständige Übersicht über das Repertoire in Zentraleuropa ist ein Forschungsdesiderat.

 

Ziel des Projektes zum Opern- und Theaterrepertoire Zentraleuropas ist die umfassende Dokumentation und Zusammenstellung von Aufführungsdaten des gesamten (musik-)dramatischen Repertoires in den zentraleuropäischen Ländern von den Anfängen bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts. Dazu werden bereits erstellte Spielpläne gesammelt, digitalisiert und in einer Datenbank zusammengeführt; die Daten werden überprüft und ergänzt. Zudem sollen neue Forschungen durch dieses Projekt angeregt werden. Geplant ist weiters, die Datensätze zu einzelnen Aufführungen mit der ebenfalls in Arbeit befindlichen Datenbank zu Libretto- und Dramendrucken zu verknüpfen, um über den bloßen Aufführungsbeleg hinaus weitere Angaben zu den Aufführungen bieten zu können.

 

Der Name Opern- und Theaterrepertoire Zentraleuropas ist dahingehend zu verstehen, dass in diesem Projekt die heutigen Staatsgrenzen überschritten werden und Zentraleuropa - von Tschechien, über Polen, die Slowakei, Ungarn, Bulgarien, Rumänien, Serbien, Kroatien und Slowenien bis Österreich - Berücksichtigung finden soll. Dieser Ansatz impliziert die Überwindung sprachlicher Barrieren, die verstärkte Einarbeitung nicht-deutschsprachiger (Forschungs-)Literatur und damit die Notwendigkeit einer internationalen Zusammenarbeit. Über den Nutzen für die opern- und theaterhistorische Forschung hinaus liegt die Bedeutung eines solch grenzüberschreitenden Projektes nicht zuletzt in der Möglichkeit, zu zeigen, inwiefern gerade im Opern- und Theaterleben Zentraleuropa im 18. und 19. Jahrhundert als ein Raum zu sehen ist, in dem ein intensiver Austausch zwischen den unterschiedlichen Volksgruppen auf kultureller Ebene funktioniert.

 

Opern- und Theaterrepertoire digital

Sobald sämtliche Aufführungsdaten von Opern- und Theatervorstellungen in Zentraleuropa von den Anfängen bis ins 19. Jahrhundert in einer Datenbank erfasst sind, wird zu sehen sein, dass die Grenzen des Projektes zum Opern- und Theaterrepertoire Zentraleuropas, obwohl es groß angelegt ist, letztlich noch immer zu eng gesteckt sind. Doch immerhin sollte eine Auswertung der Daten für diesen geografischen Raum dann per Knopfdruck möglich sein, sollten sich Reiserouten von Theatergesellschaften nachzeichnen oder Belege zur Rezeptionsgeschichte einzelner Stücke bequem finden lassen. Damit wird ein äußerst praktisches Werkzeug für all jene geschaffen sein, die vom großen Überblick aus in die Tiefe dringen wollen.

 

Auf dem Weg zu einer solchen Datenbank bietet das Don Juan Archiv Wien der Forschung zum Opern- und Theaterrepertoire eine Plattform. Um den wissenschaftlichen Austausch zu fördern, werden wichtige Arbeiten zur Opern- und Theatergeschichte digitalisiert und - sofern dies möglich ist, in Rücksprache mit den jeweiligen Autorinnen und Autoren - online zugänglich gemacht. Große Datenmengen dem Publikum in Form einer Onlinepräsentation zur Verfügung zu stellen, ist demnach eines der Ziele des Projektes zum Opern- und Theaterrepertoire Zentraleuropas. Das Internet ist jedoch nicht gerade ein Medium, das zu langer Lektüre einlädt, und so versucht das Don Juan Archiv Wien auf zwei Ebenen, die Rezeption dieser Daten so spannend und so bequem wie möglich zu machen. Einerseits werden erste Auswertungen geboten, die einen Überblick über bestimmte Entwicklungen geben können oder auf virulente Punkte, die weitere Recherche notwendig machen, aufmerksam machen. Andererseits werden Tabellen präsentiert, die zum eigenen Suchen und Sortieren einladen sollen. Beide Werkzeuge - Auswertungen und Tabellen - sind derzeit in Entwicklung befindlich.

 

Exemplarische Auswertung

Der Wiener Theaterspielplan 1741–1765 von Harald Kunz (Kunz, Harald: Höfisches Theater in Wien zur Zeit der Maria Theresia. Diss. Wien 1954 und „Der Wiener Theaterspielplan 1741-1765“. In: Jahrbuch der Gesellschaft für Wiener Theaterforschung 1953/1954, Wien: Verlag Notring der wissenschaftlichen Verbände Österreichs 1958, S. 72-113.) zeichnet sich insbesondere durch sein breites Spektrum an Aufführungsorten aus: nicht nur die höfischen Theater, „sondern ebenso sämtliche belegbaren Wiener Liebhabertheater in Schlössern und Palästen, Berufstheater in den „Komödienhäusern“ am Michaelerplatz, am Kärntner Tor, in den Schlössern Laxenburg und Schönbrunn, geistliche und Schulaufführungen in Klöstern, Stiften und Kollegien, die Volksbühnen auf dem Neuen Markt, sowie gelegentlich Nebengattungen des Theaters wie Fastenkonzerte, Oratorien , Gastspiele berühmter Virtuosen, Feuerwerke, Gaukler, Illuminationen und ähnliches“ (Kunz 1958, S. 72f.) sind enthalten; nach Möglichkeit wurden auch Aufführungen an adeligen Landsitzen berücksichtigt.

Wie H. Kunz in der Einleitung zu seinem Spielplan erklärt, benützte er das "Répertoire des théâtres de la ville de Vienne depuis l’Année 1752 jusqu’à l’Année 1757. Vienne en Autriche", Dans l’imprimerie de Jean Leop. Nob. de Ghelen. M.DCC.LVII. Wien: Ghelen 1757. Die Daten aus Philippe Gumpenhubers "Repertoire de tous les Spectacles qui ont été donné au Theatre près de la Cour (...)", Wien (Handschrift) 1758ff., das die täglichen Spielpläne des Burg- und des Kärnterthortheaters von 1758 bis 1763 überliefert, berücksichtigt er nicht. Eine Edition dieses Repertoires wurde bislang nicht vorgelegt.

Weitere Genrebezeichnungen im Spielplan von H. Kunz (1958): Abschiedskonzert, Bauernballett, Bauernhochzeit, Bernardoniade, Burleske, Cantata, Complimento, Componimento, Fastenkonzerte, Feuerwerk, Freitagkonzert, Gaukler, Tänzer und Springer, Illumination, Impromptu, Interméde, Kammermusik, Konzert, lntermezzo mit Musik, Lustspiel, Marionetten, Musica bernesca, Musikalische Akademie, Musikalisches Intermezzo, Operette, Oratorium, Parodie in lächerlichen Versen, Pastorale, Pastorella, Prolog, Schauspiel, Seiltänzer und Springer, Singspiel, Spectacle, Stück, Tragiburlesque, Tragicomödie, Trauerspiel, Vaudeville, Vorspiel, Wasserballett
Letztes Update: 26.05.2023